Zu der Zeit, als ich ein Kind war, bedeutete für mich der Monat November Tristesse. Natürlich auch dadurch bedingt, dass bereits der erste Tag dieses Monats überaus düster war. Ich lebe in Unterfranken, einem Teil von Bayern, dessen Bevölkerung (noch in meiner Kindheit, bin Jahrgang 1963) erzkatholisch war. Man verbrachte also einen Teil des Nachmittags auf dem Friedhof, wo man sich eiskalte Füße holte und froh war, wenn man wieder nach Hause konnte.
Auch das Fernsehprogramm (ARD, ZDF, Bayrischer Rundfunk) war an diesem Tag furchtbar langweilig. Man konnte von Glück sagen, wenn nachmittags ein „oller Hollywood Christenfilm“ wie „Quo vadis?“ oder „Ben Hur“ gezeigt wurde. Also alles in allem kein Monat zum Liebhaben.
Und heute? In Zeiten, in denen die Klimakatastrophe immer mehr Gestalt annimmt und uns schon seit einigen Jahren den Frühling verwehrt und den Herbst schmerzhaft verkürzt; Schnee bald nur noch in Geschichten erwähnt wird, die bald ins Reich der Mythen wandern, sitze ich hier und freue mich auf den für viele Menschen düstersten aller Monate. Und ich hoffe und bete, dass er in diesem Leidensjahr mit seiner Dürre und 7-monatiger Sommerszeit kalt und vor allen Dingen nass wird.
Naja, wie heißt es? Die Hoffnung stirbt zuletzt. In diesem Sinne…..
Novembertag
Nebel hängt wie Rauch ums Haus, drängt die Welt nach innen; ohne Not geht niemand aus; alles fällt in Sinnen.
Leiser wird die Hand, der Mund, stiller die Gebärde. Heimlich, wie auf Meeresgrund träumen Mensch und Erde. (Christian Morgenstern)
"Es gibt für den Menschen keine Freiheit, solange seine Angst vor dem Tod nicht überwunden ist." Albert Einstein
Ja, das kenne ich mit Allerheiligen. Früher gab es bei uns immer eine Andacht an Allerheiligen und dann eine kleine Prozession zum Friedhof. Ich mochte das schon immer. Der graue November zusammen mit dem Gang auf den Friedhof, auf dem dann überall die Grablichter brennen, das ist heilige Vanitas-Stimmung pur. Davon war ich schon als Kind fasziniert und konnte das ganze Gejammer über die ach so schlimme dunkle Jahreszeit der anderen nie nachvollziehen.
Dann verbinde ich mit dem Herbst auch die herrlichen Erinnerungen an das gemeinsame Pilzesuchen mit meinem Vater, der mich schon als Kleinkind immer mit in den Wald geschleppt hat. Der Vater lebt schon lange nicht mehr aber Pilze suchen gehe ich noch immer (gut, dieses Jahr nicht, weil es hier keine Pilze gibt bei der elenden Trockenheit) und liebe sämtliche Eindrücke des Herbstwaldes, vor allem bei regnerischem Wetter. Der Herbst ist irgendwie die Jahreszeit, an dem alles ein wenig zur Ruhe kommt, die Jahreszeit, die einen auch an die eigene Vergänglichkeit erinnert,
Es ist schon schlimm, wie viel an Lebensqualität dieser immer längere Sommerdreck einem raubt. Deswegen habe ich auch gelernt, die guten Tage auszunutzen, zu genießen und in der Seele abzuspeichern und wenn es nur ein kleiner Abendspaziergang ist, bei dem einem die kühle, würzige Herbstluft um die Nase weht.
----------------- "I've always been mad, I know I've been mad, like the most of us...very hard to explain why you're mad, even if you're not mad..." (Pink Floyd)
Bei uns war es an Allerheiligen ja mit der Andacht am Nachmittag nicht getan. Viele gingen abends in der Dunkelheit auch noch mal auf den Friedhof. Ich durfte mit - wenn ich wollte. Und ich bin immer mitgegangen. Es war so faszinierend auf den Gräbern die flackernden Lichter zu sehen - wie in einem Stephen King Film. Aber mich hat die Nacht schon als Kind sehr angesprochen. Ich bin oft aus dem Bett geklettert und hab am Fenster gesessen und die Sterne betrachtet. Besonders im Winter, wenn Schnee lag.
"Es gibt für den Menschen keine Freiheit, solange seine Angst vor dem Tod nicht überwunden ist." Albert Einstein
... und den Schneeflocken beim Fallen im schummrigen Schein der Straßenlaterne zugesehen ... Hach ja.
----------------- "I've always been mad, I know I've been mad, like the most of us...very hard to explain why you're mad, even if you're not mad..." (Pink Floyd)
Kalt- und Regenwetterforum
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24.10.2018 11:00
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