Es gibt Tage, da passt einfach alles. der gestrige Samstag, der 16.03.19 war so ein heiliger Tag, ein Tag, den ich mir ganz dick im Kalender anstreichen werde. In der Seele wird er sowieso für immer abgespeichert sein. Es ergab sich endlich mal wieder die gelegenheit zu einer gemeinsamen Wanderung mit dem Eisgott. Ich hatte schon vor einiger Zeit eine neue Taunus-Tour geplant, die mit allerlei Attraktionen gespickt ist, wie schönen Wege, Wald, Feld und Wiese, einer mittelalterlichen Kirchenruine und einem herrlichen Flusstal. Natürlich hofft man immer, dass auch das Wetter mitspielt aber die Vorhersagen für den gestrigen Samstag schwankten in den letzten Tagen beträchtlich, teilweise waren sogar Dauersonne und bis zu 17 Grad im Angebot, na ja im Taunus vielleicht 15. Aber es kam anders. Im Taunus hatte es in den letzten Tagen sehr ordentlich geregnet (wahrscheinlich mindestens drei mal so viel wie in Dürre-Ofenhessen) und der aktuellste Wetterbericht versprach dann auch Wolken bis in den späten Nachmittag hinein.

Wir trafen uns ganz entspannt um 14:00 Uhr am Parkplatz beim "Meerpfuhl", einem keinen Teich im hinteren Taunus in der Nähe von Usingen. Die zunehmende Tageslänge hat immerhin den Vorteil, es zwei ausgewiesene Nachteulen leichter zu machen, da man nicht mehr gefühlt mitten in der Nacht aufbrechen muss ;-) Das Wetter zeigte sich dann auch von seiner perfekten Seite, bedeckter Himmel, nordische Wolkenpracht und ein Hauch von friesischem Wind erwarteten uns; wie bestellt also. Wir wanderten los und erlebten Dinge, die ich mir nie zu träumen gewagt hätte. Herrlichste Wasserwunder überall, alle paar Meter ein neues. Es war traumhaft, hier ein kleiner Bach mitten auf dem Wanderweg, dort ein Bach, der den halben Wald überschwemmte, dann wieder tropfendes Wasser über herrliche Schieferfelsen, Wasserkaskaden wie aus dem nichts durch den Waldboden über Fels und Moos und zum krönenden Abschluss sogar aus dem Boden quellende "Mini-Geysire". Der Plasmaball belästigte und übrigens nicht ein einziges Mal. Eine 5 Sterne-Premiumwanderung, bei der diesmal die Wasserwunder der Natur im Vordergrund standen. Gesegneter Taunus!


Die Übersicht der Tour. Nichts außergewöhnliches, 12 km lang mit den für den Taunus üblichen Steigungen garniert. Richtig heftig war zum Glück nur eine davon. Ein lustiges Detail am Rande. Als wir wieder zurück am Parkplatz waren, zeigte Michas identische Wanderapp noch keine 12 km am. Mit rudernden Armen drehte Micha deshalb noch eine kleine Ehrenrunde auf dem Parkplatz: "Bevor das verdammte Ding keine 12 km anzeigt, fahre ich nicht heim!"



Los geht es am Meerpfuhl, der bei dem heutigen Wetter fast wie ein germanischer Zaubersee wirkt. Zwei Infotafeln weisen auf die besondere Flora und Fauna an diesem Teich hin. 1977 versuchten die Idioten des örtlichen Angelvereins den Teich durch den Einsatz irgendwelcher Herbizide von Verkrautung zu befreien. Daraufhin kippte der Teich um und das Ökosystem wurde zerstört. Es hat sich bis heute nicht vollständig erholt ... Der Teich ist übrigens heute noch an besagten Angelverein verpachtet.



Gleich zu Beginn der Wanderung überraschen uns zahlreiche Wasserwunder, wie eine "Wasserautobahn" mitten auf dem Wanderweg sowie ein über die Ufer getretener Bach und weitere kleine Bächlein



Dem Schinderhannes kann man im Taunus unmöglich entgehen. Überall stolpert man über den gleichnamigen Pfad, den wir auch ein kurzes Stückchen entlang gewandert sind. Dementsprechend steil ging es auch gleich bergab. Immerhin ist es ein schöner Weg ... Das Bild mit dem Wanderschild stammt von Micha.



Wir erreichen die mittelalterliche Ruine der Kirche Landstein, die erstmals 1272 erwähnt wurde. Bei Landstein handelt es sich um eine Wüstung (der Ort wurde um 1556-1600 aufgegeben), von der noch die Ruine der ehemaligen Wallfahrtskirche übrig geblieben ist. Ein mittelalterlicher Hochgenuss, der durch das passende Traumwetter angemessen in Szene gesetzt wird. Auf ein Bild von der gleich nebenan stehenden "Landsteiner Mühle" einem mittlerweile geschlossenen Restaurant habe ich aus ästhetischen Gründen verzichtet. ;-)



Weiter geht es. Der Wegweiser zeigt vertraute Orte: Treisberg: waren wir schon. Pferdskopf: da waren wir auch schon ;-) Und wieder erwarten und neue Wasserwunder ...



... in diesem erscheint sogar ein Gesicht ;-) Ist das der Gott des Wassers? ^^



Und wieder ein kleiner Bach am Weg sowie weitere herrliche Wasserspiele ;-)



Die Weil führt ziemlich viel Wasser



Wir verlassen für den Moment den Bach und werfen einen Blick auf Altweilnau samt Burg und ein Stück weiter liegt Neuweilnau, hier gibt es ein kleines Schloss. Besichtigt haben wir nichts davon, heute stand das Naturerlebnis im Vordergrund. Zudem liegt Burg Altweilnau mitten im Dorf und ist somit nicht so interessant.



Und wieder fließt ein kleines Bächlein über den Weg. Danach geht es steil bergauf und man hat einen schönen Ausblick ins Weiltal. Kurz danach fließt wieder reichlich Wasser quer über den Weg.



Weiter oben auf freiem Feld genießen wir den nordischen Wolkenhimmel. Atlantikwetter in Perfektion.



Einen gewissen satirischen Aspekt gibt es dann aber doch noch; in Form eines bescheuerten Golfplatzes hier mitten im Nirgendwo des Hintertaunus. Ein wenig ramponiert sieht er aber schon aus. Gleich nebenan gibt es dann so etwas ähnliches wie Everglades-Stimmung, nur ohne Alligatoren ;-)



Aber auch das gibt es leider zu sehen. Ein durch Sturm und Borkenkäfer schwer angeschlagener Fichtenwald. Trotz allem Traumwetter dürfen wir nicht vergessen, dass die Klimakatastrophe ihre Auswirkungen zeigt.



Nachdem wir den den Wald wieder verlassen haben, blicken wir in die herrliche Taunuslandschaft auf Usingen-Merzhausen, die Erdfunkstelle Usingen und in Richtung Hochtaunus, wo wir den Pferdskopf mit dem Aussichtsturm sowie im Hintergrund den großen Feldberg betrachten können. Auch dort sind wir schon unter Aufbietung aller Kräfte hinauf gekraxelt.



Hahaha, so müssen die Stiefel nach einer zünftigen Taunuswanderung bei Traumwetter aussehen ...

So sieht es aus. Eine Wanderung oder besser gesagt eine Wallfahrt zu derartigen Heiligkeiten ist wie ein guter Wein. Er reift und wirkt nach. Das war wohl die intensivste Wanderung was die Naturwunder anbetrifft, die wir bislang unternommen haben. Rückblickend wird dieses Erlebnis immer kostbarer, denn diese Perfektion ist nur schwer zu erreichen. Wasserwunder in der absolut richtigen Dosierung und dazu nordisches Geilwetter. Ich wette, so etwas werden wir so schnell in dieser Perfektion nicht mehr erleben. Ich schaue mir die Bilder und die Videos auch regelmäßig immer und immer wieder an, das Dauergrinsen wird also regelmäßig erneuert und somit kultiviert. ;-) Das war wirklich ein Wandertag mit 25 Sternchen und der wird seinen Nachhall in der Seele behalten. Selbst wenn wir alt und klapprig sind, werden wir uns immer gerne mit einem verzauberten Lächeln daran erinnern.