Eine Dokumentation des Waldsterbens im Taunus vom 27.05.2021
10 Grad, bedeckter Himmel und zeitweise Regen. Und das an einem 27. Mai. Normalerweise würde man jubelnd und jauchzend durch den Taunuswald rennen und die Heiligkeit des Herrlichen Waldes und des Wetters preisen. Normalerweise, vor zwei Jahren wäre das noch der Fall gewesen - heute nicht mehr. Was sich im letzten Jahr bereits deutlich gezeigt hat, ist in 2021 nun Gewissheit geworden. Der Taunuswald ist in großen Teilen vernichtet, der Taunus ist aufgrund der immer weiter fortschreitenden Klimakatastrophe in Teilen zu einer Wüstung geworden. Und das ist vermutlich erst der Anfang.
Tragischerweise ist eine Gegend besonders ein Opfer dieses unfassbaren Kahlschlages geworden, eine Gegend, die sich mir als heiliger Wald der Nebelwunder in die Erinnerung eingebrannt hat. In den vergangenen zwei Jahren war ich dort des Öfteren unterwegs gewesen. Das ist nun alles komplett zerstört, es wird nie wieder so sein, wie wir es 2019 und auch noch 2020 erlebt haben. Drei Hitze- und Dürrejahre forderten ihren Tribut. Dazu kommt noch die offensichtliche Strategie der Forstverwaltung: "Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende".
Ich wusste bereits in etwa, was da auf mich zukommen wird aber es ist etwas anderes, wenn man sich das Elend aus dem Auto von der Landstraße aus ansieht, als wenn man dort mitten durch wandert. Die Gefühle dabei sind schwer zu beschreiben. Natürlich ist es eine Mischung aus Trauer, Wut, und Ungläubigkeit, wobei die Ungläubigkeit bei mir überwog. Es war völlig surreal. Ich hatte heute nicht mehr das Gefühl, im Taunus unterwegs zu sein. Ich hatte das Gefühl, irgendwo rumzurennen, wo ich noch nie in meinem Leben war. Und irgendwie stimmt das ja auch. Wir sind Zeitzeugen unfassbarer Vorgänge, die es in dieser Form noch nicht gegeben hat.
Zu Beginn der kleinen Wanderung sehen wir Taunuswald wie wir ihn kennen.
Aber nur wenige Meter weiter bietet sich dieser apokalyptische Anblick.
Dieses Bild ist fast an der gleichen Stelle am 26.01.2019 entstanden und zeigt die damalige Waldatmosphäre.
Der Blick zurück lässt erahnen, wie dieser Wald bislang ausgesehen hat. Ich gehe davon aus, dass in Kürze auch diese Bäume gefällt werden. Der Blick in die andere Richtung zeigt hingegen ein Bild der völligen Verwüstung.
Zum Vergleich: Dieses Bild entstand am 04.01.2020 an fast der gleichen Stelle ...
Leben und Tod. Die frisch austriebenden Fichtenzweige stehen im krassen Kontrast zu den aufgestapelten toten Baumkameraden.
Alles ist hin.
Noch ein Vergleich. Fast die gleiche Stelle, einmal am 27.05.2021 und am 07.11.2019
Ein paar Meter weiter scheint wieder alles in Ordnung zu sein ...
... ist es aber nicht!
Am 26.01.2019 herrschte an fast der gleichen Stelle noch eine ganz andere Atmosphäre
Im Laubwald hingegen sieht die Welt noch halbwegs in Ordnung aus ... Noch.
Dort, wo es früher jedoch Fichtenwald gegeben hat, bietet sich ein Bild von gigantischer Verwüstung.
Der Taunus bietet nun Ausblicke, die es dort seit vielen Jahrzehnten nicht gegeben hat. Ich hätte darauf auch sehr gerne verzichtet.|addpics|hwx-1hw-3c9a.jpg-invaddpicsinvv,hwx-1hx-525f.jpg-invaddpicsinvv,hwx-1hy-870c.jpg-invaddpicsinvv,hwx-1i0-e95a.jpg-invaddpicsinvv,hwx-1i1-e5bf.jpg-invaddpicsinvv,hwx-1i2-7d02.jpg-invaddpicsinvv,hwx-1i3-fde8.jpg-invaddpicsinvv,hwx-1i5-6944.jpg-invaddpicsinvv,hwx-1i6-37a8.jpg-invaddpicsinvv,hwx-1i7-0e49.jpg-invaddpicsinvv,hwx-1i8-2d35.jpg-invaddpicsinvv,hwx-1i9-24d1.jpg-invaddpicsinvv,hwx-1ia-856b.jpg-invaddpicsinvv,hwx-1ib-dfec.jpg-invaddpicsinvv,hwx-1ic-8852.jpg-invaddpicsinvv,hwx-1id-0a4b.jpg-invaddpicsinvv,hwx-1ie-d713.jpg-invaddpicsinvv,hwx-1if-a6e3.jpg-invaddpicsinvv,hwx-1ig-6015.jpg-invaddpicsinvv,hwx-1ih-6d3f.jpg-invaddpicsinvv,hwx-1ii-9c3a.jpg-invaddpicsinvv,hwx-1ij-80bc.jpg-invaddpicsinvv,hwx-1ik-c1dc.jpg-invaddpicsinvv,hwx-1il-42d6.jpg-invaddpicsinvv,hwx-1im-245e.jpg-invaddpicsinvv,hwx-1in-ed14.jpg-invaddpicsinvv|/addpics|
----------------- "I've always been mad, I know I've been mad, like the most of us...very hard to explain why you're mad, even if you're not mad..." (Pink Floyd)
Was soll man angesichts solcher Bilder noch sagen? Da ist man richtiggehend sprachlos, nicht nur aufgrund dieser weit gerodeten Flächen sondern auch weil das alles innerhalb von so kurzer Zeit geschah. Die Bilder dieser Kahlflächen, wo vor 1-2 Jahren noch richtiger Wald stand, sind zutiefst verstörend und wie ein derber Schlag in die Magengrube weil gleichbedeutend wie der Verlust einer Stück Heimat für dich und damit wahrscheinlich auch mit vielen schönen Kindheitserinnerungen verbunden. Das ist richtig Scheisse und eigentlich sollte man jeden Sonnengötzen-anbetenden und Hitze-ist-geil-Radiomoderatoren durch den Taunus peitschen damit diese live erleben wie die Folgen des Klimawandels direkt vor der eigenen Haustüre ausschauen.
Weiss man überhaupt wie dort die Pläne für die Wiederaufforstung sind? Ich nehme mal an dass das Thema Fichten endgültig erledigt ist und somit hauptsächlich Laubbäume gepflanzt werden. Auf einem oder zwei Bildern sah man ja schon junge Laubbäume.
Wüste Bilder aber trotzdem danke für den sehr interessanten Bericht, Stefan.
Mir macht jeder abgestorbene Baum Angst. Vor allem dass diese riesigen Flächen in einet Geschwindigkeit verschwinden, ist eine riesengroße Katastrophe. 80 % des Waldes geht es sehr schlecht. Man steht hilflos da und kann es nicht fassen. Dieser Anblick tut unendlich weh. Das ganze Ökosystem ist aus den Fugen geraten. Was noch steht machen Borkenkäfer und Stürme zunichte. Aufforstung dauert und ist schwierig. Jeder Baum braucht Wasser und das ist das Hauptproblem.
Zitat von Cube im Beitrag #2Was soll man angesichts solcher Bilder noch sagen? Da ist man richtiggehend sprachlos, nicht nur aufgrund dieser weit gerodeten Flächen sondern auch weil das alles innerhalb von so kurzer Zeit geschah. Die Bilder dieser Kahlflächen, wo vor 1-2 Jahren noch richtiger Wald stand, sind zutiefst verstörend und wie ein derber Schlag in die Magengrube weil gleichbedeutend wie der Verlust einer Stück Heimat für dich und damit wahrscheinlich auch mit vielen schönen Kindheitserinnerungen verbunden. Das ist richtig Scheisse und eigentlich sollte man jeden Sonnengötzen-anbetenden und Hitze-ist-geil-Radiomoderatoren durch den Taunus peitschen damit diese live erleben wie die Folgen des Klimawandels direkt vor der eigenen Haustüre ausschauen.
Weiss man überhaupt wie dort die Pläne für die Wiederaufforstung sind? Ich nehme mal an dass das Thema Fichten endgültig erledigt ist und somit hauptsächlich Laubbäume gepflanzt werden. Auf einem oder zwei Bildern sah man ja schon junge Laubbäume.
Wüste Bilder aber trotzdem danke für den sehr interessanten Bericht, Stefan.
Ja, das ist schon hart, das zu sehen, vor allem wenn man seit der Kindheit dort unterwegs war. Es ist jetzt wahrlich eine völlig fremde Landschaft, die es zu unseren Lebzeiten so nicht gegeben hat. Ich war mir zwar sicher, dass es so kommen wird, die Geschwindigkeit hat mich jedoch etwas überrascht. Ich denke, es hat auch etwas mit dem extremen Holzbedarf zu tun, der momentan herrscht.
Erstaunlich - aber in unseren kranken Zeiten wiederum gar nicht so erstaunlich - sind Reaktionen mancher Leute. In einem Taunus-Wanderportal habe ich letztes gelesen, dass es auch durchaus positive Reaktionen gibt, weil man nun eine schöne Aussicht hat. Dazu fällt mir nichts mehr ein ...
Was haben sie nun vor im Taunus? Schwer zu sagen, da gibt es die unterschiedlichsten Infos. Vor ein, zwei Jahren hieß es noch, man will die Fichten durch Douglasien oder Weißtannen ersetzen. Das hat den Vorteil, dass die genannten Bäume Herzwurzler sind, d. h. sie kommen besser an Wasser und kippen bei Sturm nicht so schnell um, wie die flachwurzelnde Fichte. Grundsätzlich haben aber auch diese Bäume den Nachteil, dass auch sie Opfer der Borkenkäfer werden können. Teils sind in der Tat auch Douglasien und Tannen gepflanzt worden. Es gibt im Taunus übrigens auch kleine Bestände an Douglasien, die vor langer Zeit gepflanzt wurden. Das sind nun sehr stattliche Bäume aber es sind vergleichsweise sehr wenige. Aktuell heißt es, dass hauptsächlich Laubmischwald gepflanzt werden soll. Mir stellt sich nur die Frage, wie man diese riesigen Brachflächen halbwegs zügig aufforsten will. Das dauert doch Jahre ... Ich denke, es wird eine Mischung werden und man wird auch einige Flächen, sich selbst überlassen, d. h. neuer Wald wächst von selbst.
Hier mal ein paar Beispiele diverser "Walderneuerungen" aus dem Taunus:
Diese kleinen Douglasien stehen schon etwas länger
Eine Baby-Weißtanne
Dieses Bild ist aus dem letzten Herbst an der Weißen Mauer. Im Hintergrund sieht man bereits abgestorbene Fichten und im Vordergrund einen Babywald, der sich selbst entwickelt. Man sieht hier vor allem Birken, den klassischen Pionierbaum. Es wachsen natürlich auch neue Fichten, logisch, die standen ja vorher schon da und haben sich entsprechend vermehrt.|addpics|hwx-1io-cd34.jpg-invaddpicsinvv,hwx-1ip-c70b.jpg-invaddpicsinvv,hwx-1iq-7f0b.jpg-invaddpicsinvv|/addpics|
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Kalt- und Regenwetterforum
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31.05.2021 15:34
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