Ich hatte versprochen, die Überlegungen Dr. Cohens zur Rekordhitze in Deutschland einmal zusammenzustellen. https://www.aer.com/science-research/cli...ic-oscillation/
Als Klimatologe verfügt Dr. Cohen über einen etwas erweiterten Horizont zu so manchem Scheuklappenmeteorologen. Und er ist auch nicht der einzige, der die u.g. Argumentation aufstellt. Prof. Rahmstorf hat auf seinem Blog die Ursachen ähnlich erklärt und auch weitere Koryphäen an der Forschungsfront wie z. B. Michael Mann bestätigen die Erkenntnisse.

URSACHE 1: Der gesplittete Jetstream

Bereits seit letztem Jahr wird die Erscheinung beobachtet, dass im „Treibhausgashalbjahr“ der Jetstream über Europa sich splittet.
Ich dachte erst, Dr. Cohen meint damit, dass der Jetstream Deutschland in die bekannten 2 Hälften teil: Norden Kälte, Süden Hitze.
Aber nein! Er meint folgendes: Der Jetstream zerfasert wie ein zerfranstes Seil. Ein Teil des vorher einheitlichen Jetstream zieht weit nach Norden (Skandinavien), der andere Teil nach Süden (Mittelmeer).

Das sieht man sehr schön in dieser aktuellen Animation des Jetstreams die ich bei meteociel generiert habe. Unten links sieht man sehr schön wie der Jetstream angerauscht kommt und dann zerfasert Richtung Europa in 2 Teile:


(c) meteociel - http://www.meteociel.fr/modeles/gfse_car...5&ech=6&carte=1

Was sind die Folgen?
Innerhalb des Raums zwischen den gesplitteten Jetstreamteilbereichen kommt es zu einer extrem gradienschwachen Situation. Was heißt das? Gradient ist der Unterschied zwischen Temperatur, Luft usw. Niedriger Gradient = wenig Unterschiede.
Das bedeutet: Die Stratosphärenwinde sind extrem langsam in der Zwischenzone in der Deutschland liegt. Veränderung findet nicht statt. Das sind die klassischen Klimakatastrophenlagen, bei denen durch Nichtveränderung ein Hochschaukeln des Wetters (in diesem Fall immer das Omegahoch) wird, sodass Hitze immer heißer wird.
Wo früher der stabile, starke Jetstream regelmäßig die Westdrift mit Kühle und Regen brachte (im Treibhausgashalbjahr! Im Winter ist es der Garant für jahreszeitlich betrachtete Wärme), herrscht nun als neues Muster die extrem schwache Zonalität (vereinfacht: zonale Situation = Westdrift = Kühle).

Dieses Muster veränderter Bedingungen mit der Folge einer Errichtung sogenannter „resonanter Rossbywellen“ (stationärer, unbeweglicher Jetstream mit Hochschaukelung extremer Hitze bzw. Sturm/Gewitterwetterlagen) ist etwas, das sich nachweislich aus der arktischen Schmelze, der arktischen „Amplifikation“ (an den Polen ist die Hitze 3-6 mal stärker als in den mittleren Breiten, https://de.wikipedia.org/wiki/Polare_Verst%C3%A4rkung) ergibt und die es vor 20 Jahren noch nicht gegeben hat (!)

Das ist genau das was ich nicht müde werde zu erwähnen, damit es in die Hirne geht: Das Klima befindet sich im galoppierenden Kollaps. Was wir heute als Klimasituation haben, hat nichts mehr mit dem Klima vor 2015 zu tun. Hingegen im Umkehrschluss konnte man früher sehr wohl vom Klima 1768 auf das Klima 1970 schließen und sie vergleichen, weil es eben noch keine Klimakatastrophe gab!

URSACHE 2: Der kalte Atlantik
Der Atlantik ist weniger durch die Eisschmelze (die kommt aber im Sommer verstärkend dazu!) als vielmehr durch die Schwächung des Golfstroms, genauer die Umwälzpumpe AMOC am Umschlagpunkt wo warmes Wasser wieder gen Süden an Amerikas Küste entlang reist, kalt.

Das sieht man auf diesem Bild (die schwarzen Landmassen irritieren optisch etwas: Oben rechts ist Grönland, überdeutlich zu erkennen die Temperaturanomalien des Atlantiks mit "Eiseskälte" und bei uns Nordsee Hitze). Dargestellt sind nicht die absoluten Temperaturen (es ist ja klar dass es bei Grönland kälter ist als am Mittelmeer ^^, sondern die Anomalien also die Abweichungen von Normalwerten!).

(c) NOAA - http://www.ospo.noaa.gov/Products/ocean/sst/anomaly/

Der kalte Atlantik hat jedoch keine kühlende Wirkung auf uns, sondern erzeugt das Gegenteil: Hitze.
Wie das?

Da der Atlantik sich durch AMOC-Schwäche und Eisschmelze nicht erwärmen kann, findet ein Austausch der Energie statt und zwar VON der Atmosphäre Richtung Ozean statt umgekehrt. Ozeanoberfläche und Atmosphäre bilden immer einen zusammenhängenden Klimafaktor und nicht irgendeinen, sondern den wichtigsten zumindest in dieser Situation für Europa.

Damit haben wir nun die Erklärung, warum sich vermehrt Tiefs auf dem Atlantik bilden und diese Tiefs die westliche Begrenzung der Omegalagen bilden (westliches Tief Atlantik – Hoch mittig Deutschland – östliches Tief Osteuropa): ENERGIE wird von der Atmosphäre zum Ozean transferriert – Wärme geht von der Atmosphäre in den Ozean. Ion der Atmosphäre wird es kälter, das Geopotential sinkt = es bildet sich ein Tief!

Die Folge ist, dass die Landmassen statt der Ozean (Atlantik) sich erwärmen und zwar in immer größerem Maße. Zudem bilden sich durch Luftströmungsveränderungen Omegalagen die es früher nur mal alle 10-20 Jahre gab nun jährlich mehrfach und lange.

Die Aussichten sind daher so, dass dieses Schema der absoluten Hitze mit nur wenigen Ausnahmen sich im Treibhausgashalbjahr in der einen oder anderen Form für Europa als neuer Standard etablieren wird. Vor allem für den Süden Deutschlands ab Mainlinie wird das Leben zur Hölle. Nördlich davon gibt es immer wieder kleinere Kühleffekt je nach Jetstreamverlauf beim Zerfasern des beschriebenen gesplitteten Jetstreams.
Das wird so lange gehen und auch noch stärker werden mit klimatischen Hitzetotenkatastrophen wie 2003 und 2015 (erinnern wir uns: Wir befinden uns aktuell global betrachtet in einer KÜHLPHASE mit wenig Sonnenflecken nahe am Minimum und kurz nach einer La Nina-Phase!) und zwar solange bis der Golfstrom ausfällt!

Geht die Erwärmung in der beschleunigten Beschleunigung weiter, dann kann es hier eine Überraschung geben. Allerdings kann derzeit keiner seriös sagen ob der Golfstrom durch all diese Effekte schon 2019 ausfällt oder doch erst 2100 oder gar nicht. Wir werden weiter beobachten müssen. Dazu: https://scilogs.spektrum.de/klimalounge/...olfstromsystem/ (Prof. Rahmstorf ist selbst Initiator und beteiligter Wissenschaftler an den derzeitigen Forschungen rund um den Golfstrom)

Auch von mir ein Danke. Wunderbar erklärt.

Eine sehr interessante Ausführung. Danke!

Ich bin selbst sehr gespannt, wie es kommen wird.

So! Habs jetzt doch gelesen. Es ist klasse und gut verständlich!

Zitat von Primrose im Beitrag #6

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So! Habs jetzt doch gelesen. Es ist klasse und gut verständlich!

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Ich liebe diese Erklärungen, danke für die tolle arbeit

Tolle Arbeit!! - Die Zerfaserung des Jetstreams ist mir auch schon länger aufgefallen, allerdings habe ich persönlich zu wenig Erfahrungswerte inwieweit das ein Novum ist.

Die Prognosen bleiben deprimierend: Konstant am Ende des Vorhersagezeitraums kommt ein Schwenk des Jetstreams gerade in Sicht, der aber entweder immer nur weiter in die Zukunft verschoben wird und/oder doch wieder zerfasert.

Zitat von alex5673 im Beitrag #9

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Tolle Arbeit!! - Die Zerfaserung des Jetstreams ist mir auch schon länger aufgefallen, allerdings habe ich persönlich zu wenig Erfahrungswerte inwieweit das ein Novum ist.

Die Prognosen bleiben deprimierend: Konstant am Ende des Vorhersagezeitraums kommt ein Schwenk des Jetstreams gerade in Sicht, der aber entweder immer nur weiter in die Zukunft verschoben wird und/oder doch wieder zerfasert.

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Zitat von Eisgott der Verkünder im Beitrag #7

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Zitat von Primrose im Beitrag #6

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So! Habs jetzt doch gelesen. Es ist klasse und gut verständlich!

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Danke grins. Solange du jetzt keinen Baldrian brauchst scheints ja noch erträglich gewesen sein. Machs wie ich und konzentrier dich auf die Möglichkeit eines Golfstromausfalls. Oder dass die Menschheit, wenn sie denn dann irgendwann reagiert, ihr technisches Potential ausspielt und mit Maschinen die Treibhausgase aus der Atmosphäre zieht und dann eben doch noch was möglich ist an Rettung.

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Zitat von Primrose im Beitrag #11

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Zitat von Eisgott der Verkünder im Beitrag #7

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Zitat von Primrose im Beitrag #6

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So! Habs jetzt doch gelesen. Es ist klasse und gut verständlich!

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Danke grins. Solange du jetzt keinen Baldrian brauchst scheints ja noch erträglich gewesen sein. Machs wie ich und konzentrier dich auf die Möglichkeit eines Golfstromausfalls. Oder dass die Menschheit, wenn sie denn dann irgendwann reagiert, ihr technisches Potential ausspielt und mit Maschinen die Treibhausgase aus der Atmosphäre zieht und dann eben doch noch was möglich ist an Rettung.

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No way! Hatte ich so schon vermutet und überrascht mich eigentlich gar nicht. Es gibt sicher noch Lösungen für das Problem, die sind allerdings hochkomplex. Meine Hoffnung beruht vor allem auf der Komplexität des Wettergeschehens und des Klimas, denn ich denke, obwohl wir das alles so gut analysiert haben, kann es durchaus sein, dass es noch Randfaktoren gibt, die wir nicht auf dem Schirm haben und - Überraschung! Es kommt anders, als man denkt. Hier geht es mir aber jetzt keineswegs ums Leugnen, denn ich RECHNE mit Hitze und stelle mich darauf ein, meine Haupt-Hoffnung beruht auf der Adaptionsfähigkeit des menschlichen Körpers, aber Wetter und Klima sind derart komplex und es spielen so viele Faktoren eine Rolle, dass man sie unter Umständen nicht alle erfassen und berücksichtigen kann - man schaue nur mal, wie häufig die Meterologen und Wettermodelle komplett daneben liegen (das ist Fakt).

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Hallo

ich möchte mich auch für diesen tollen Artikel bedanken.

Würden die von ihnen beschriebenen Effekte, auch die zunehmende Trockenheit im Frühjahr erklähren.
Ich komme ja aus der Lanwirtschaft und wir sind die letzten Jahre eigentlich immer gerade so davongekommen, das im richtigen Moment doch noch ein Schauer oder kurzer Regen die auflaufenden Sommerfrüchte wie Hafer, Sommergerste, Mais, Zuckerrüben vor dem Vertrocknen bewahrt haben.
Ich habe mir das so erklährt das durch die zunahme aller Treibhausgase, sich das Land schneller im Frühling erwärmt vs Ozean wenn die Sonne wieder höher steht, da die Treibhausgase über dem Eisfreien Meer keine so große Rolle spielen da eh fast alle Energie vom Wasser aufgenommen wird. Sprich gleiche Logik, Land warm - Ozean im Verhältnis kalt. Der Frühling findet dadurch im Turbo statt.
Letztes Jahr hat man in den Äckern schon gesehen wo große Steine, unter der dünnen Krume sind, dieses Jahr wieder, wenn auch nicht so stark. Der Ertrag ist dann aber schon hin, da die Pflanze dann in die Notreife geht und man den Weizen dann nur noch als Futterweizen verkaufen kann. Sprich weniger und schlechtere Qualität.
Dies ist übrigens meine größte Angst in Bezug auf den Klimawandel, das uns nämlich die Nahrungsmittel ausgehen. Dieses Jahr ist die Ernte in weiten Teilen von Mecklenburg- Vorpommern vertrocknet. Wir gleichen das durch den Weltmarkt aus welcher sich aber auch zunehmend von Ernte zu Ernte hangelt.

Zum Thema wirtschaftliches Wachstum wen es interessiert.
Wir haben ein Schuldgeldsystem bei dem Banken im wesentlichen Nichts in Schuld und Guthaben spalten, (Banken produzieren und vernichten Geld) auf die Schuld dann Zinsen verlangen. Sprich es muß immer mehr Geld zurückgezahlt werden als produziert wird, deshalb fehlt es überall. Um dieses Spiel aufrecht zu erhalten muß die Wirtschaft ständig wachsen um dem neu erschaffenen Geld das für den Zins ja notwendig ist einen realen Wert gegenüber zu stellen. Wenn keine negativ Zinsen oder eine Vermögenssteuer von fast 100 % oder eine starke Inflation oder ein Krieg für einen Ausgleich sorgen, wird das System für die Masse je nach Zins nach 80 - 120 Jahren untragbar, da die Masse den Zins für die Wenigen nicht mehr aufbringen kann. Unser jetziges System wurde einen Tag vor Weihnachten 1913 durch das FED gegründet. Das FED ist nämlich ein Gesetzt das die Amerikanische Zentralbank privatisiert hat. Alle Währungen sind durch Öl das man nur für Dollar kaufen kann an das FED gekoppelt.

Mit freundlichen Grüßen
Teck
So ist zumindest mein Stand sollte ich etwas falsches geschrieben haben verbessert mich bitte.

Inzwischen nehmen auch einige Meteorologen offenbar die Erkenntnisse auf: Zerfaserung des Jetstreams. Das sieht immer übler aus und der Jetstream geht sogar quer über den Nordpol, völlig krank. Das dürfte es gar nicht geben. Sieht wie eine neue Eskalationsstufe der globalen Treibhausgasapokalypse aus. Na denn.
https://twitter.com/i/status/1004791791273627649

Zitat von Regenwetter im Beitrag #15

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Zitat von Eisgott der Verkünder im Beitrag #14

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Inzwischen nehmen auch einige Meteorologen offenbar die Erkenntnisse auf: Zerfaserung des Jetstreams. Das sieht immer übler aus und der Jetstream geht sogar quer über den Nordpol, völlig krank. Das dürfte es gar nicht geben. Sieht wie eine neue Eskalationsstufe der globalen Treibhausgasapokalypse aus. Na denn.
https://twitter.com/i/status/1004791791273627649

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Ah, Özden Terli. Der schafft ja auch beim ZDF und ist mir beim Wetterbericht angenehm aufgefallen, weil er auch ab und zu mal ein Klimachart präsentiert und nicht in dieses Happideppi Sommergejubel verfällt.

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Özdens Twitter Feed ist ja echt ein Lichtblick. - Gut, dass mal ein Mainstream-Wettermoderator die Klimakatastrophe auf dem Radar hat. Ich schaue auch fast kein TV, daher keine Ahnung, wie häufig er das Thema im Wetterbericht anbringt und welchen Gestaltungsspielraum er da überhaupt hat.