Was macht der wettergestresste Ofenhesse, wenn zwar die Temperaturen einigermaßen erträglich sind aber nix als Brüllsonne vorhergesagt ist, ein Wetter also, das eine Kühlwanderung eigentlich unmöglich macht? Richtig, er weicht notgedrungen in die frühen Morgenstunden aus und sucht sich ein stilles, einsames Tal zum Wandern aus. Enge Täler haben den Vorteil, dass sie morgens sehr kühl sind und die elende Plasmafunzel lange braucht um ihre grellen Hitzestrahlen ins Tal zu schicken. Da der hohe Taunus nicht gerade mit engen Tälern und Schluchten bestückt ist, ging es dieses Mal in die nördlichste Ecke des Taunus, in die Region der Lahn. Die Lahn grenzt bekanntlich Im Norden den Taunus vom Westerwald ab. Die Tour war zwar halbwegs geplant aber ich überließ es dem Zufall, ob ich auch ohne Wecker früh genug wach werden würde. Nun es war wohl die innere Vorfreude, denn um 4:48 Uhr wachte ich auf - ohne Wecker ^^. Also dann ... Das Ziel war eines der wohl schönsten Täler im Lahngebiet, das Dörsbachtal, auch "Jammertal" genannt.

Der Dörsbach ist ein Zufluss der Lahn und fließt bei Obernhof in dieselbe. Nachdem der Dörsbach die Hochebene bei Katzenelnbogen verlassen hat, wird unterhalb von Ergeshausen das Tal zunehmend enger. Steile Felsen beiderseits des Baches beenden den bis dahin befahrbaren Weg, so dass ein Weiterkommen nur auf einem schmalen Wanderpfad möglich ist.

Von da wird das Dörsbachtal auch Jammertal genannt. Aber warum? Der Namensgeber ist - wie so oft - eine alte Sage. Ein altes Volksgedicht beschreibt es so:

Von Katzenelnbogen der Junggraf ritt ins Tal hinein;
sein Herz ward hingezogen zum schönen Müllerstöchterlein.
Er pflückt` der Liebe Rosen, als sei sie schon sein eh`lich Weib;
und doch war all das Kosen dem Junker nur ein Zeitvertreib.
Die Schwüre sind vergessen; zu blut`ger Fehde zieht er aus.
Mit Kindesnot indessen sein Lieb sich grämt im Müllershaus.
O Jammer über Jammer! Die Eltern selbst verstoßen sie.
Fort muß sie aus der Kammer „Vergib mir Gott! In`s Grab ich flieh`
Im Dörsbach-Mühlengraben fischt man das arme Mädchen auf
samt ihrem kleinen Knaben. Auf Lieb` folgt Leid; s`ist Weltenlauf.
Hartherz`ger Eltern Mühle verzehrt zur Nacht die Feuersbrunst;
und nach des Tages Schwüle steigt spukhaft auf des Nebels Dunst.
Wenn bei des Baches Rauschen die Eule schreit, der Sturmwind braust,
kannst du dem Jammer lauschen, der über dieser Stätte haust.
Und nach der „Jammermühle“ hat man das Jammertal benannt,
die Felsenschlucht, die kühle, dem Wanderer an der Lahn bekannt.

Nun denn, man durfte gespannt sein, was den einsamen Kaltwetterwanderer in diesem Tal erwarten würde. Vorweg: Zum Jammern war es wahrlich nicht ...


Abfahrt: Man beachte die Uhrzeit und die Temperatur ...


Eine ziemlich leere A3 in der Morgendämmerung. Ich weiß, ich weiß, man darf nicht mit dem Handy während der Fahrt ... *hust* es steckte natürlich in einer Halterung *hust*


Ankunft in Obernhof: Temperatur? Passt! Zeit? Naja ...


Das bekannte Kloster Arnstein in Obernhof an der Lahn war der Ausgangspunkt der Wanderung. Hier im frühmorgendlichen Licht. Hehe, der Parkplatz war leer. Wer hätte das gedacht?


Vier-Täler-Tour? Naja, wir wollen es mal nicht übertreiben. Ein Tal reicht heute auch.


Auf herrlichem Pfade geht es hinab ins Tal


Das Jammertal, also der Dörsbach ist erreicht. Ich hatte ein ausgetrocknetes Etwas erwartet und war freudig überrascht, auch über das frische Grün im Tal. Tja, in so einer Schlucht kann die "liebe" Sonne ihr vernichtendes Werk eben nur schwer verrichten


Ein schöner Pfad, herrliche Bäume, tolle Berge und kühle Temperaturen! Was will man mehr?


Ein Bächlein fließt über den Weg? Nee jetzt, oder? Wie kann das sein bei der Dürre? Nee, das kann nur eine Fata-Morgana sein ... *Zwick ... Aua* ... Ist immer noch da, es scheint wohl echt zu sein. Ein Wunder?


Ein Blick ins schöne Tal. Die Sonne hat es noch nicht über die Berge geschafft. Es roch sogar nach Heu. Hier wächst also noch was! Eine Sensation in Dürrehessen.


Einer der unzähligen Zuflüsse des Dörsbaches, sogar mit einem kleinen Wassefällchen. Sehr entspannend, dieses zu betrachten.




Ein Stück weiter befindet sich die Untermühle, die heute in Privatbesitz ist. Eine herrlichere Wohngegend kann man sich fast nicht vorstellen. Ein Stückchen weiter war der Wendepunkt der Wanderung, der Weg führte ein kurzes Stück über einen Campingplatz. Einer der Camper dort blaffte mich an, wo ich denn hinwolle, das wäre schließlich Privatbesitz ... Der Weg geht hier nun mal lang, dir auch einen schönen guten Morgen du Arsch. ... Man merkt immer sehr schnell, dass man in Deutschland ist. Unmöglich, solche Leute ...


... aber ich habe mir von dem Camping-Deppen die Laune nicht verderben lassen. Ein Stückchen weiter säumt diese eindrucksvolle Felsformation den Weg.


19 Löcher Wanderung? Was ist denn das? Welche Löcher? Löcher im Berg? Ein sofetischer Golfplatz mit einem Loch zu viel? ...


Au Backe! Da hoch? ... Nee, heute nicht ...


... dann doch lieber ein weiteres Wasserfällchen gucken, ist viel entspannender.


Weiter geht es durchs Jammertal. Auf der anderen Seite des Baches ist der Hinweg zu erkennen.


Der Weg ist immer noch das Ziel. Mittlerweile kommt auch die Sonne auf der östlichen Seite des Tals zum Vorschein


Och nee. Schon wieder Stufen? ^^


Eine Pegelmessstation, genauer gesagt der Pegel Arnstein des Dörsbaches


Nach einem kurzen Stück bergauf ist die schöne Wanderung auch schon zu Ende. Halb 11, blauer Ätzhimmel, 16,5 Grad. Welch ein Kontrast zum kühlen Tal vorher. Es war ein sehr entspannender Morgen und die beste Seelenmassage, die man sich vorstellen kann, sehr wichtig in Zeiten eines endlos erscheinenden Sommers.

Hier noch die Statistik. Eine typische Schluchtenwanderung, auf der einen Seite des Baches hin, auf der anderen Seite zurück.




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Zitat von Eisgott der Verkünder im Beitrag #2

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grins. Die Mühe hättest du dir sparen können, das zusätzlich hier noch reinzustellen, das schaut sich wie immer eh keiner an. Die überschlagen sich lieber im Hamsterrad, weil Herbst neuerdings 29,9 Grad beträgt und dann der Sommer mit 30,0 Grad vorbei ist muahahaha Bei uns natürlich nicht mit gestern 32,8 Grad und dem 67. Tag über 30 Grad.

Aber ich hab ja schon bei FB alles geschrieben. Stramme Aufstehleistung für einen Nachtmenschen! Und die Tour als erste (?) Schluchtenerfahrung war ja beinahe eine heilige Offenbarung.
Sehr schön auch die Einführung mit der Legende. Und schon wieder die Grafen von Katzenelnbogen wie bei der Burg Hohenstein ... die waren ja eine richtige Seuche im Mittelalter ;-)

Mal sehen wann die Temperaturen wieder eine Wanderung zulassen. Bisher ist nichts in den Prognosen zu erkennen. Der Sommer geht endlos weiter, aktuell 28,9 Grad - das werden nachher wieder über 30. 15 Grad sind noch weit, weit entfernt. Wie tausend Mal gesagt: Erste Oktoberdekade. Wenn wir kein Südlagenpech haben. Mal sehen. Vielleicht habe ich bis dahin auch die Schattenwandererseite fertig.

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