Weihnachten: Die Geburt Jesu Christi, das Fest der Liebe und der Besinnlichkeit ... und immer auch eine ordentliche Fressorgie. Da schadet etwas Bewegung bekanntlich nicht, der wirklich gute Grund für eine kleine weihnachtliche Wanderung ist aber natürlich der Versuch, dem verwandtschaftlichen Lagerkoller wenigstens temporär zu entfliehen ...
Zu Weihnachten verschlägt es mich immer zu meiner Schwester, die aus für mich unerfindlichen Gründen vor vielen Jahren nach Franken gelangt ist, genauer gesagt in den südlichen Zipfel von Oberfranken ... bei Erlangen halt ^^. Obwohl die wunderbare fränkische Schweiz nicht weit entfernt ist, kam ich auf die kühne Idee, doch lieber das Auto stehen zu lassen und mich auf eine Runde um den Kirchturm einzulassen. Das war mutig, denn die Gegend dort ist, sagen wir es mal diplomatisch, eher übersichtlich, eine reichlich öde, ländlich geprägte Landschaft, auch vom Geruch her. ^^ Für jemanden, der sich für gewöhnlich im Taunus mit den Heiligtümern Altkönig und Wispertal herumtreibt, stellt das eine gewisse Unterforderung an optischen Reizen dar und erinnert eindeutig an ofenhessischen Höllenlöcher. Aber es gilt trotzdem wie immer: Der Weg ist das Ziel und auch in vermeintlich stinklangweiligen und öden Gegenden muss man feststellen, dass es Dinge zu entdecken gibt, die erahnen lassen, welche Abgründe sich auftun können, Abgründe, die reichliche Zweifel an den Geisteseigenschaften der lokalen Bevölkerung aufkommen lassen, die sich in einer Art ausufernder Frömmigkeit, gepaart mit archaischen und mutmaßlich grausamen Bräuchen und Riten manifestieren zu scheint. ... Immerhin waren die Rahmenbedingungen nahezu perfekt: KEINE Sonne, ein herrlich bedeckter Himmel bei etwa 2 Grad. Nicht wirklich winterlich freilich, eher schönes Spätherbstwetter. Diesbezüglich gab es jedenfalls nix zu meckern. Im Verlauf der Wanderung wurde die Stimmung immer verstörender. Die genauen Details behalte ich besser für mich, die daraus gezogenen Erkenntnisse könnten andere Menschen beunruhigen.
Dennoch möchte ich mit den folgenden Bildern Zeugnis ablegen, von jenen seltsamen Gegebenheiten an diesem 25. Dezember 2018, die sich in einer Region zugetragen haben, deren Namen man am besten für immer verschweigen möge.
Zu Anfang ist es noch relativ harmlos. Kurz nach dem Beginn der Wanderung ein Blick zurück aufs Dorf. Wie man sieht, sieht man nix, außer Acker, Kirchturm und das ganze garniert durch meine absoluten "Lieblingsbäume" Kiefern.
Ein paar Meter weiter, das erste wirkliche Highlight der Wanderung. Ein schönes schönes Wegkreuz, von denen in der Region an fast jeder Wegkreuzung eines steht. Gut,der komische Baldachin oben schaut eher aus als hätte der Heiland einen Gleitschirm in der Hand. Zu was? Um schneller in den Himmel aufzusteigen? Mer waas es net ... ^^
Das da soll der Ackerboden der Region sein. Ein riesiger Sandkasten! Um Mainz herum sieht es genau so aus, nur dort in das sofetische Loch passt das krümelige Gelumpe besser hin ... Ofenhessen- und Strandreminiszenzen in Oberfranken. Nix wie weiter ...
... nur es wird nicht besser! Das da auf dem Bild nennen die dort "Wald". Diese lächerliche Ansammlung von Möchtegern-Bäumen ist KEIN Wald ...
... DAS ist die botanisch visualisierte Form einer Apokalypse ... nach einem Waldbrand oder Napalmangriff ... sucht es euch aus ^^
Durch den Regen gibt es sogar Wasser ... wenngleich das hier eher nach einer Kloake aussieht ;-)
Ist das nun das Dorf Waldschwimmbad oder doch nur ein stinkender Froschtümpel? Fragen über Fragen
Kaum wird der Sandkastenanteil geringer, zeigen sich verschämt auch die ein oder anderen richtigen Bäume.
Ein weiterer, sehr schön angelegter Bildstock, sogar mit Marienstatue ist erreicht. Die beiden Bäume wirken beinahe wie Wächter.
Das dazugehörige Kaff ist da schon wesentlich ernüchterner. Sagen wir es mal so. Ich wollte nicht darum würfeln, hier wohnen zu müssen ;-)
Die haben hier sogar eine Art Gebück! Sollte sich versehentlich ein einsamer und argloser Wanderer ins Innere des Dorfes verirren, kommt er nie wieder raus. Und was die dann mit ihm des Nachts wohl machen? Rohes Fleisch halten diese Wesen hier jedenfalls für sehr gesund ... hört man munkeln ;-)
"Müll-, Schutt- u. Holzabladen strengstens verboten!" Na dann stecken wir es doch lieber gleich an ... Und ich möchte nicht wissen, WAS hier so alles zu Asche verbrannt wurde udn wird. *hust* Selbst das Schild hat durch die Fegefeuer-Hitze des Feuers schon beträchtlichen Schaden genommen. So langsam beschleicht einen das Gefühl, hier leben wirklich nur Verrückte ...
Und das ist der Beweis dafür, dass hier tatsächlich nur Irre leben. Welcher normale Mensch schmeißt heilige und Kostbare Nudeln in den Straßengraben??? Die wurden bestimmt von der städtischen Verwandtschaft mitgebracht, was die Einheimischen so in Aufruhr versetzte, dass die Verwandtschaft entsorgt wurde (siehe Bild vorher) und das krank machende, komische Teufelszeug ebenfalls. Merke: Nur rohes Fleisch und Wurzeln sind gesund!
Von nun an wundert mich gar nix mehr. The road to nowhere ... ääh to "Wellucken". Wer sein Kaff Wellucken nennt, kann definitiv nicht mehr alle Henkel an den Tassen haben, denen es im dazugehörigen Schrank auch noch an Vollständigkeit mangelt.
Aber fromm sind sie hier in der Gegend, wie dieser prächtige Bildstock zeigt. Man könnte nun auf die Idee kommen, die Opulenz der Bildstöcke steigert sich mit der Anzahl der Opfergaben ... wie gesagt, man könnte, muss aber nicht ^^
Was mag das sein? Ein Kerker für fremde und lästernde Wanderer? Die massiven Steine aus denen das Ding gebaut ist , lassen dunkle Ahnungen aufkommen. Womöglich kriechen hier des Nachts seltsame Homunkulus-Gestalten heraus ... Nix wie weg hier ^^
Aber es wird nicht besser. Ich hab es befürchtet! Die züchten dieses teuflischen Baumkarrikaturen hier doch nicht etwa? ...
Doch! Sie tun es! Nun, ein gutes hat die Klimakatatrophe immerhin. Kiefern sind hitzeempfindlich, demnach ist das hier zu sehende Elend endlich. Mir soll es recht sein. Lieber keine Bäume als diese scheußlichen Klobürstenimitate.
Die Wanderung neigt sich dem Ende entgegen und das Ausgangsdorf ist in Sichtweite. Auch hier würde ich ein Würfelspiel nicht begrüßen ... Aber hier haben wir einen weiteren Lichtblick der Wanderung erlebt und einen sehr netten Herren getroffen, einen Professor für Physik und Weltraumforschung im Ruhestand. Er ist im Dorf unter dem Namen Raketen-Schorsch bekannt ;-) Nur die Götter wissen, wie und warum der in diese Region gekommen ist ...
Im Dorf angekommen, reißt der Horror aber immer noch nicht ab. Kann man es schaffen, auf derart begrenztem Platz noch mehr Kitschkrempel und Nippesfiguren unterzubringen? Ich denke nicht. Polenböller wären zur Beseitigung dieses ästhetischen Super-GAUs hervorragend geeignet ...
Durch diese hohle Gasse werden sie kommen ... Ich will nicht wissen, wer oder was da kommen mag ... nein, ich will es wirklich nicht wissen. Unwillkürlich werden die Schritte länger und schneller ... Aber danach ist es fast vollbraucht und es sind nur noch wenige Meter bis zur rettenden Behausung mit einer abschließbaren Tür ^^ Über die genauen Lokalitäten hüllen wir den Mantel des Schweigens, damit nicht andere ahnungslose Wanderer auf die Idee kommen könnten, diese Gefilde zu erkunden. Sie würden womöglich für immer verschwunden bleiben ...|addpics|hwx-r3-8edb.jpg-invaddpicsinvv,hwx-r4-08b5.jpg-invaddpicsinvv,hwx-r5-9043.jpg-invaddpicsinvv,hwx-r6-fb80.jpg-invaddpicsinvv,hwx-r7-723a.jpg-invaddpicsinvv,hwx-r9-7d54.jpg-invaddpicsinvv,hwx-ra-028c.jpg-invaddpicsinvv,hwx-rb-4611.jpg-invaddpicsinvv,hwx-rc-a7e1.jpg-invaddpicsinvv,hwx-rd-301c.jpg-invaddpicsinvv,hwx-re-fa2b.jpg-invaddpicsinvv,hwx-rf-208f.jpg-invaddpicsinvv,hwx-rg-ef14.jpg-invaddpicsinvv,hwx-rh-b9b8.jpg-invaddpicsinvv,hwx-ri-716d.jpg-invaddpicsinvv,hwx-rj-c43c.jpg-invaddpicsinvv,hwx-rk-b341.jpg-invaddpicsinvv,hwx-rl-f4fe.jpg-invaddpicsinvv,hwx-rm-0025.jpg-invaddpicsinvv,hwx-rn-c866.jpg-invaddpicsinvv,hwx-ro-0ba1.jpg-invaddpicsinvv|/addpics|
----------------- "I've always been mad, I know I've been mad, like the most of us...very hard to explain why you're mad, even if you're not mad..." (Pink Floyd)
Muahahaha da haben wir ihn ja, den Prototyp der "Wandermöhre" aus so viel Sofetentumhorror und pflanzlichen Abscheulichkeiten, dass man letztlich das Ganze nur satirisch verarbeiten kann. Ich muss da ja meine spezielle Wanderung dieser Art am "Kühkopf" auch noch bei schattenwanderer.info verwursten hahaha Ja das ist ein Vergnügen der ganz anderen Art ^^
Auf seine Art macht das auch irgendwie Spaß. Ich habe mir ja eh vorgenommen, egal wo ich irgendwo bin, dort zu wandern und wenn's in einer Stadt wäre. Wandern als Lebensmotto in dieser Lebensphase. Bin gespannt was sich daraus noch ergibt. Körperlich ist es ganz gewiss nicht schlecht und je nach Entscheidung, wie man eine Episode seiner Zeit auf Erden lebt, ergibt sich auch immer eine ganz spezifische Lernerfahrung. Alles kann man nicht machen, da man nicht ewig lebt. Und so definiert die Entscheidung, wie man lebt letztlich wer man ist, weil sich einzigartige Situationen und Entscheidungen und Erkenntnisse ergeben - und andere einem verschlossen bleiben.
Wandermöhren sind also im Grunde ein Anlass, ja eine Pflicht kreativ satirisch tätig zu werden. Besser als wie die meisten kuhdröge durch die Gegend zu rennen, alles toll zu finden, was sie mit ihrem Rosinengehirn nicht begreifen und am Ende "einzukehren" in den Stall, um sich vollzufressen. Nein, da befreit man sich besser mit der Gnadenlosigkeit der provozierenden Satire von dem Spießbürgermief geheuchelter Universaltoleranz, die am Ende nur die Leere des Geistes widerspiegelt.
--------- "In der Einsamkeit frisst der Einsame sich selbst auf, in der Vielsamkeit fressen ihn die vielen. Nun wähle." (Friedrich Nietzsche)
Stimmt. Es ist geradezu logisch, dass man solch vermeintlich langweiligen Wanderung satirisch verarbeiten muss. Bestimmten Gedanken bieten sich einfach an, die kommen bei Betrachten der ein oder anderen Szenerie fast automatisch, die entsprechenden Assoziationen zieht es mit nach sich. Dann ist es eben alles andere als langweilig.
Je nach Szenerie verarbeitet man das Erlebnis unterschiedlich. Maßloses Staunen und größte Verzückung bei heiligen Stätten wie z. B. Burg Rheinberg oder der Weißen Mauer, eine meditative Andacht bei Naturwundern wie dem Altkönig oder dem Wispertal oder eben beißende Satire bei vermeintlichen Scheußlichkeiten wie dem Kühkopf oder eben jener oberfränkischen Landwüstenei und irgendwann auch mal Kriftel. ;-) Wichtig ist doch immer, dass all diese unterschiedlichen Eindrücke die Phantasie anregen, jeder eben auf die ein oder andere Art und Weise ^^
----------------- "I've always been mad, I know I've been mad, like the most of us...very hard to explain why you're mad, even if you're not mad..." (Pink Floyd)
Da sieht man mal wieder was dabei herauskommt, wenn man nach (gefühlt) endlosen Tagen eingepfercht mit Verwandtschaft das Heil im Wandern sucht. Den einen verschlägt es in die Ödnis, andere setzen sich der elenden Sonne aus (wenn auch wenigstens bei Minus Graden). Aber du hast das satirisch toll verwurstet, oder besser gesagt vernudelt.^^ Im Spessart sieht man ja auch häufig kleine Gedenktafeln, Kreuzwege, Madonnenstatuen etc. aber was da an riesigen Kreuzen rumsteht, ist schon sehr gewöhnungsbedürftig und erfüllt den harmlosen Leser mit tiefem Schaudern. Auch die Landschaft ist, ähm, ja öh, mhm, sagen wir mal nicht Jedermanns Sache. Man muss wohl dort geboren sein, um sie zu mögen. Andererseits kann man nach einer solchen Wandererfahrung noch mehr schätzen, was man an schönen Gegenden wie dem Wispertal oder dem Spessart hat.
"Es gibt für den Menschen keine Freiheit, solange seine Angst vor dem Tod nicht überwunden ist." Albert Einstein
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Eine verstörende Weihnachtswanderung durch oberfränkische Ödnis ;-)
28.12.2018 21:49 (zuletzt bearbeitet: 28.12.2018 21:54)
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