Es gibt diese Tage, da folgen selbst Kallis (Kaltwetterfreunde) durchaus sofetischen Verhaltensmustern, nämlich dem, dass man bei "schönem" Wetter etwas draußen machen muss. Die Definition von "schönem Wetter" ist bei Kallis naturgemäß eine andere, der sofetischen um 180 Grad entgegengesetzt. ;-) So kommt es dann, dass man nach einem schönem aber durchaus anstrengenden Wandersamstag auf der Burg Ardeck bei Diez an dem darauffolgenden Sonntag eigentlich nix machen wollte.

Aus diesem "Nix" wurde dann beim Blick aus dem Fenster ein "Naja, ich könnte ja mal im Garten nach dem Rechten sehen und dann eine kleine Runde um Haus und Hof drehen." Also die Gummistiefel angezogen und losmarschiert. Die kleine Runde wurde dann etwas erweitert und schlussendlich endete das Ganze in einer ausgewachsenen Wanderung, die auf dem Rossert beim Teufelsschloss gipfelte. Den Rossert hatte ich auf einer anderen Route bereits im Mai erwandert und so bietet sich natürlich der ein oder andere Vergleich an, wie wir später sehen werden. Ein teuflisches Schloss auf dem Rossert

Das Wetter hätte mit Temperaturen von rund 8 Grad zwar eher in den November statt in den Januar gepasst aber wurscht. Hauptsache Wolken, Wind und Regen ... und von all dem gab es heute genug. Sogar heiliger Nebel sollte heute ein zeitweiser Begleiter werden.


Aus "Nix" ist dann doch so einiges geworden. ^^ Die rot markierte Route ist die aktuelle, die blaue die Wanderung vom 18. Mai 2018


Zunächst geht es ein kleines Stück über das Feld, wo man im Hintergrund bereits den Altkönig sieht. Zu diesem zeitpunkt weiß ich allerdings nicht nicht, dass ich mich heute noch dort oben wiederfinden werden. Danach geht es in den Wald. Der kleine Bach am Waldrand führt für hiesige Verhältnisse erstaunlich viel Wasser und auch der Weg ist teilweise ziemlich schlammig. Eine Wohltat nach den staubigen Dürremonaten in 2018. Der Regen ist übrigens mein ständiger Begleiter.


Die im Taunus legendären "R" Schilder weisen den Weg (oder besser die Wege) und das erste Etappenziel ist erreicht, der Rettershof bei Kelkheim. Bei schönem Wetter wird dieses beliebte Ausflugsziel regerecht überrant, heute bei Wind und regen ist die Bescheranzahl sehr übersichtlich. Dort findet man auch diesen hübschen Bildstock, der in einen Felsen eingelassen ist.


Es geht weiter über Felder mit dem Blick auf Ruppertshain (da werde ich auch noch hinwandern) zu einem geheimnisvollen keinen Waldstück, in dem sich Hügelgräber aus der Bronzezeit (13.-18. Jh v. Chr.) Bein Betreten des Waldes herrscht eine fast sakrale Stimmung, hier ist es auch ausnehmend still. Die Hügelgräber kann man auch heute noch sehr gut erkennen. Dazu passt auch gut die im Bild gezeigte Metamorphose der Baumreste.


Nachdem ich den geweihten Wald verlassen haben befinde ich mich im Krebsbachtal. Micha würde jetzt mit den Augen rollen, denn er mag keine Täler, ich dagegen schon. Auch der Krebsbach ist recht gut gefüllt, heiliges Wasser, wo hin man schaut, selbst in den Entwässerungsgräben an den Wegen plätschert es fröhlich vor sich hin. ^^ Auf einem wieder einmal ziemlich schlammigen Weg geht es nach Ruppertshain. Da wir hier im letzten Jahr nur monatelange Trockenheit und Staub kannten, ist es ein Genuss, da durch zu stapfen, dass der Dreck nach allen Seiten wegspritzt ;-)


Ruppertshain ist - obwohl ein steiles Hangdorf - zügig durchwandert und oberhalb der Ortschaft findet sich diese schöne Felsformation. Typisch Taunus eben ^^


Der Weg führt nun am Rosserthang entlang und sehr zu meiner Verzückung ziehen Nebelschwaden durch den Wald. Waldnebel ist die unbestrittene Krönung jeder Wanderung. Zum niederknien.


Kurz darauf erreiche ich eine bekannte Stelle. Der Milanweg hoch auf den Rossert, den ich schon im Mai hochgehechelt bin. Wie anders das doch jetzt im Herbstwinter aussieht. Zum Vergleich ein Bild der gleichen Stelle im Mai ... Soll ich oder soll ich nicht? Ach wenn ich schon mal hier bin und so wiet bis zum Gipfel ist es nicht mehr. Also den steinen weg hinauf, was mir jetzt deutlich weniger Mühe bereitet als im Mai. Nun ja, zum einen bin ich jetzt besser trainiert und auch das Wetter beflügelt zusätzlich ;-) Auch von dem weiteren Weg ein Heute-Mai Vergleich. Wel ein Unterschied!


Ein letzter Wegweiser zeigt den Weg zum Gipfel. An einem Aussichtspunkt genieße ich das Panorama bei grandioser Wolkenstimmung und dann wird des lette Wegstück zum Teufelsschloss in Angriff genommen. Teugelsschloss? Der Name entstammt einer mittelalterlichen Legende:
"Dereinst stand am oberen Hang des Rosserts ein Kloster, in dem lebten Nonnen, die sehr fromm waren und viel Gutes taten. Sie halfen den Menschen in der Nachbarschaft bei Krankheit und Hunger. Doch wie es der Lauf der Welt ist, mit den Jahren wurden die Nonnen alt und starben. Danach zogen adlige Fräulein in das Kloster ein, die nicht die Gesetze Gottes achteten. Sie hatten nur ihr Vergnügen im Sinn. Manchmal amüsierten sie sich sogar mit den Rittern von Eppstein und Falkenstein in den Wäldern.
Wieder einmal wurde das Jagdhorn geblasen. Die adligen Damen setzten einem weißen Hirsch nach, der sich in seiner Not im hohen Korn verstecken wollte. Ohne daran zu denken, dass sie die Ernte des Bauern vernichteten, stürmten die Nonnen auf das Feld und jagten den Hirsch bis auf den Rossert. Dort wehte plötzlich ein eiskalter Wind. Die Klostermauern stürzten zusammen. Der Sturmwind blies in die Herzen der Reiterinnen. Erbärmlich kalt wurde ihnen und sie erstarrten zu Stein. Schroffe Klippen entstanden. Das sind die unfrommen Nonnen, die man sich noch heute auf dem Rossert anschauen kann."


Das Teufelsschloss. Der Sinn dieses komischen Dreibeins auf dem Gipfel erschließt sich mir immer noch nicht. Micha und ich mutmaßten bereits, dass es sich dabei um die Lafette einer Eiskanone handeln muss, mit der im Winter die ofenhessischen Wüstengebiete mit Eisbomben beschossen werden ^^ Tja, die Eiskanone ist aber nicht da, kein Wunder, es ist ja bei +6 Grad hier oben auch weit und breit kein Schnee und Eis in Sicht ... ABER: Bei Wind und Düsterheit ist das da oben dennoch ein einmaliges Erlebnis und mit dem grün zugekleisterten Sommer nicht mal im Ansatz zu vergleichen. Vanitas-Stimmung pur und man meint im Wind die versteinerten Nonnen wehklagen zu hören ;-)


Der Abstieg ist allerdings eine gewisse Herausforderung, denn die Felsen sind nass und glitschig. Aber auch das gelingt unfallfrei und an der bekannten Schutzhütte geht es auf einem schmalen Pfad steil bergab in die zunehmende Dunkelheit des Waldes. Als ich wieder zurück in die Zivilisation gelange, ist es bereits stockdunkel.

Zum Abschluss noch ein kleines Video aus dem "Regenwald" ;-)

Stimmt so kann es gehen. ^^ Im Rückblick betrachtet bin ich heilfroh, zum Rossert Gipfel gegangen zu sein. Da kam einiges an Perfekt-Wetter zusammen. Am Anfang der Wanderung Regen und am Rossert dann heilige Nebelschwaden, Wolken und das Stürmchen. Besser geht es eigentlich gar nicht. (außer mit Schnee und Stürmchen ;-)) Das ist definitiv ein Winter-Berg. Diese Felsen und der ganze Gipfel dort wirken gleich ganz anders, vor allem durch die Alptraumbäume, wie du so schön gesagt hast. Der Vergleich mit den Mai Bildern ist aus jetziger Sicht in der Tat etwas verstörend und wirkt surreal. Ist es ja auch aus der Sicht des Januar, genauso wie die Herbst-Winterbilder im Frühling/Sommer surreal wirken und man bei dann beim Betrachten meint, irgendwo auf einem anderen Planet zu sein. Aber alles eben zu seiner Zeit. ^^

25? ... Fünfundzwanzig??? Schluck, also das ist schon gewaltig. Zusammen mit dem Micha hab ich einmal knapp über 20 geschafft, das war aber auch die Grenze ... Mehr wäre nicht gegangen ohne dass die Füße abgefallen wären ;-. Früher, also ganz früher haben wir mal an einem Tag 38 km geschafft aber das ist gaaaanz lange he, na ja und einige Kilos hatte ich damals auch weniger auf den Rippen ^^
Das Traumwetter muss halt ausgenutzt werden und am Samstag und Sonntag war definitiv Traumwetter. Das hatte zwar mit Winter nicht wirklich was zu tun aber gegen perfektes Herbstwetter habe ich nichts einzuwenden, ganz im Gegenteil. Und perfekter geht es eigentlich nicht. Na, dann bin ich mal auf den Bericht deiner 25 km Wanderung gespannt. ^^ Am Donnerstag geht es bis Samstag in die Rhön. Da gibt es auch lohnende Wanderziele, bei hoffentlich auch etwas Schnee. Ein Abstecher in den Thüringer Wald ist auch drin und da hat es bis zu einem halben Meter Schnee :-)