Es ist Samstagmorgen und geplant war Hausarbeit und ein Termin beim Optiker. Doch als ich gegen 7.30 Uhr in den Garten gehe um das Vogelhäuschen aufzufüllen sehe ich, dass es ein schöner stark bewölkter Tag zu werden verspricht. Es liegt sogar noch ein bisschen Schnee. Ich reduziere die Hausarbeit auf das Nötigste, sage den Termin ab und bin kurz nach 12.00 Uhr auf dem Weg nach Fechenbach einem Ortsteil der Gemeinde Collenberg.
Das Auto stelle ich am Friedhof ab, dort ist auch der Wanderparkplatz und die Tafel mit den Wanderrouten.
Zuerst geht es ein paar hundert Meter steil bergauf bis ich zum Wegweiser komme. Ich biege rechts ab zur Kollenburg, der Weg ist mit der Markierung "Marienweg" und C2 ausgeschildert. Auf der linken Seite begleiten mich Kreuzwegstationen. Nach einigen hundert Metern geht es leicht nach rechts weg, aber ich laufe geradeaus weiter.
So nähere ich mich der Burg von oben.
Erbaut wurde die Kollenburg um 1150 von Conradus Colbo Schenk von Schüpf (1132 - 1185). Kaiser Friedrich I. gen. Barbarossa hatte die Familie an den Main geholt, um die kaiserlichen Besitzungen gegen den wachsenden Einfluss der Kirche abzusichern.
Colbo leitet sich von einer mit Stacheln bewehrten Hiebwaffe des Mittelalters ab. Sie findet sich sowohl im Wappen derer von Schüpf als auch in den Wappen der Gemeinden Collenberg und Klingenberg. Zunächst wurde die Burg Kolbenburg genannt doch wandelte sich der Name im Laufe der Zeit in Kollenburg.
Anfang des 14. Jhr. übernahmen die Rüdt von Kollenberg die Burg. Als 1635 die Familie in männlicher Erbfolge ausstarb begann der langsame Verfall der Burg.
Zuerst umrunde ich die Burg, soweit dies möglich ist, da sie z. T. in den Fels hineingebaut wurde. Der Ausblick ist phantastisch. Die Burg selbst kann nur in den Wintermonaten von der Straße aus gesehen werden. Es liegt noch ein wenig Schnee, was natürlich auch zu der besonderen Atmosphäre beiträgt.
Eine Steinbrücke führt in das Burginnere.
Die ersten paar Minuten stehe ich staunend da. Danach laufe ich langsam über den Burghof und sehe mir alles genau an.
An einer Außenmauer sehe ich eine kleine Tür, die in einen vollständig erhaltenen Raum führt. . Doch ist es hier so dunkel, dass trotz Blitz kein Foto gelingt.
Zwei Türme stehen noch, die man auch betreten kann. Allerdings befinden sich nur in dem Turm, der Teil der Burgfassade ist ein paar Tritte, die restlichen Stufen fehlen.
Das Gewölbe der Burg darf in den Monaten Oktober bis April nicht betreten werden, da dort Fledermäuse ihren Winterschlaf halten. Ich mache ein paar Fotos von außen, die obwohl ich keinen Blitz verwende (ich will ja die armen Tiere nicht stören) dank Michaels Tip recht gut werden.
Dann laufe ich über die Burgtreppen nach oben.
Mit jeder Minute, die ich hier verbringe habe ich das Gefühl tiefer in die Zeit zurückgezogen zu werden. Ich schaue von oben auf den Burghof und sehe vor meinem Geiste Mägde und Knechte bei der täglichen Arbeit, höre das Schnauben der Pferde in den Ställen. Der Gesang eines Troubadours dringt zu mir hoch. Nur langsam kehre ich zurück in die Gegenwart.
Ich habe Glück, keine lauten Wanderer stören die Ruhe in der Burg. Nur mühsam reiße ich mich los. Nachdem ich die Burg verlassen habe laufe ich in steilen Serpentinen aufwärts, das Gelände ist sehr rutschig.
Ich passiere eine Steinpyramide (keine Ahnung warum die hier steht).
Der Weg geht geradeaus durch einen winterlichen Wald bis zum Wegkreuz Fechenberg. Dort biege ich ab Richtung Tal und laufe zurück zum Parkplatz.
Sieh an, die Kollenburg. Die habe ich auch noch auf meiner Spessartliste hehe. Schön, dass ich schon mal einen Eindruck vorab bekomme, denn die Bilder im Web sind ja immer im Sommer. Keine Ahnung, warum die Leute mitten in der Brüllhitze laufen, aber gut, das kennen wir ja. Deine Wanderung hingegen zeigt, wie herrlich der spärliche Winter mit Schneeresten und spürbarer Kühle den Vanitascharakter einer Burg verstärkt. Mittelalter und Winter gehen immer eine perfekte Symbiose ein und diese Bilder von Ruinen und Restschnee sind in meinem Kindheitsgedächtnis gespeichert, zusammen mit den begierig aufgesogenen Geschichten über Ritter, Minnesänger ("Troubadoure" im Provenzalischen) und dem Leben im Mittelalter. Es kommt nicht von ungefähr, dass ich Mediävistik studiert habe. Es war mehr eine Entscheidung des Bauches und der Emotionen als der Ratio ;-)
Die Kollenburg erscheint mir sehr groß und daher besonders in Deutschland. Und Sahnehäubchen wie das Gewölbe (das zu recht in den Wintermonaten nicht betreten werden darf - Tierschutz geht immer vor, in unserer Epoche des Massensterbens sogar ausnahmslos ohne jede Diskussion!) sind Kostbarkeiten, die man demütig und dankbar annimmt.
Sehr schöne Wanderung, die ich in eine Kategorie "Zielführende Attraktionstour" einordnen würde, mit eben einem lohnenden Zielpunkt, hier der Kollenburg. Aber auch der Wald sieht ansprechend aus. Mir gefällt die morbide Stimmung im Januar sehr. Stefan und ich waren ja auch am Samstag unterwegs ;-)
--------- "In der Einsamkeit frisst der Einsame sich selbst auf, in der Vielsamkeit fressen ihn die vielen. Nun wähle." (Friedrich Nietzsche)
Häufig sind die Entscheidungen des Bauches besser als die des Verstandes. Ich weiß wovon ich rede. Könnte ich das Rad der Zeit zurückdrehen würde ich auf keinen Fall im öffentl. Dienst landen, sondern Linguistik und Keltologie studieren. So wurden eben meine Hobbys daraus.
Die Kollenburg stand auch schon lange auf meiner Liste^^. Aber ich wollte den rechten Zeitpunkt abwarten und am Samstag hat es dann mit dem Wetter gepasst. Kein Vergleich zum sonnenverseuchten 26.12. auf der Wildenburg, ähh Ruine Wildenberg. Wobei ich mir einen Aufenthalt auch sehr gut bei Regen und Nebel vorstellen kann. Der Weg war bei dieser Wanderung definitiv nicht das Ziel. Vom Parkplatz am Friedhof sind es auch nur ca. 2 km zur Burg, vorbei an Obstwiesen, absolut unspektakulär, wie auch der restliche Rundwanderweg. Den bin ich auch nur gelaufen, um mir Bewegung zu verschaffen. Ich war auch noch so von meinen Erlebnissen auf der Burg gefangen, dass ich auf den Weg nur insoweit geachtet habe, dass ich mich nicht verlaufe.
"Es gibt für den Menschen keine Freiheit, solange seine Angst vor dem Tod nicht überwunden ist." Albert Einstein
Ich würde meine damalige Entscheidung nicht mehr so fällen! ^^ Zwar war die Entscheidung des Bauches eine unfassbar geile Zeit, magisch geradezu. Heute wäre ich nicht mehr so radikal idealistisch und würde eine kluge Wahl zwischen Leidenschaft und Karriererisiken treffen, vermutlich Japanologie und BWL. Letztlich definieren uns die Entscheidungen, die wir fällen mit allen Konsequenzen, die sich daraus ergeben. Eine vermeintlich schlechte Wahl muss keine solche sein. Wäre ich Beamter geblieben im kommunalen Dienst, was wäre ich dann heute? Oder welcher völlig verschiedene Mensch, wenn ich Japanologie und BWL studiert hätte? Ohne meine Frau und meine Tochter möchte ich nicht leben und müsste ich dann aber wohl und insofern hatte alles seinen Sinn, auch wenn der Weg des Lebens in Windungen und Irrungen erfolgt, deren Stationen wir nicht vorher sehen können ...
Der Spessart inkl. Wildenbergruine, Gotthardsruine und Kollenburg ist bei mir momentan anvisiert, wenn die Tageslänge so weit vorangeschritten ist, dass ich nicht hetzen muss. Ich fahre schon um die 60-75 Minuten bis dahin und da ich nicht am menschenverseuchten Wochenende dorthin will sondern unter der Woche muss ich wohl noch bis weit in den Februar hinein warten. Vor 13 Uhr komme ich nämlich hier nicht weg und selbst das kann ich mir arbeitstechnisch auch nur 1x in der Woche leisten.
--------- "In der Einsamkeit frisst der Einsame sich selbst auf, in der Vielsamkeit fressen ihn die vielen. Nun wähle." (Friedrich Nietzsche)
Wieder eine sehr schöne Wanderung zu einer tollen Burg. Ich war am 3. Tag meines Rhönurlaubes auch auf einer Burg, leider bei Vollsonne. Es handelte sich um die Burgruine Henneberg oder auch Henneburg genannten, die aber nicht mit der gleichnamigen Ruine in Stadtprozelten zu verwechseln ist. Es handelte sich dabei um Henneberg bei Meiningen, unweit der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Burgen sind immer einen Besuch wert, diese mittelalterlichen Schönheiten sind auch bei Sonnenwetter toll. Wolken sind natürlich tausend mal besser ;-)
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----------------- "I've always been mad, I know I've been mad, like the most of us...very hard to explain why you're mad, even if you're not mad..." (Pink Floyd)
Sehr schönes Foto. Ich mag schwarz-weiß Bilder. Leider kann man sich das Wetter nicht aussuchen. Und im Urlaub muss man das beste daraus machen, auch wenn die gelbe Pest rauskommt. Nach Thüringen will ich auch mal - irgendwann. Wobei so weit ist das von uns ja auch nicht. Die Henneburg bei Stadtprozelten steht schon auf meiner Liste, die allerdings immer länger wird.^^
"Es gibt für den Menschen keine Freiheit, solange seine Angst vor dem Tod nicht überwunden ist." Albert Einstein
Ja, das Burgbild ist schon ein Vorgriff auf Tag 3 des Kurzurlaubes. Die Tag 2 Wanderung um die Talsperre Schönbrunn im Thüringer Wald habe ich gerade eingestellt. Mal sehen, vielleicht bekomme ich den 3 Tag heute auch noch hin. ^^
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Kalt- und Regenwetterforum
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27.01.2019 21:24
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