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#1 | Sofetische Qualentour zum Nazi-Thing datum

09.01.2020 22:54 (zuletzt bearbeitet: 09.01.2020 22:56)

Was bin ich bescheuert!
Alles im Nebel und wo fahr ich hin? In das einzige Sonnenloch ohne Nebel weit und breit: Die berüchtigte Sofetenstadt Heidelberg.

Allerdings mit meiner Tochter - und nur im Nebel rumlatschen wäre für sie nichts gewesen.
Also ab zu den haufenweisen touristischen Attraktionen im Sofetenland.

TEIL 1: SOFETENSTADT HEIDELBERG UND SCHLANGENPFADAUFSTIEG

Fahrt im dichten Nebel hin. In Heidelberg: Glutpest. Danach verschwimmt alles in einer anderen Art Nebel: Schmerznebel. Durch die schlimmsten Aufstiege, an die ich mir erinnern kann.
Da kommen Kindheitserinnerungen hoch, denn in Heidelberg war ich mit meinen Eltern in den 1970er Jahren natürlich auch. Aber da war das für mich Ruhrpottkind alles noch Wunder mit Burgen, Schlössern und grünen Dingen die man Wald und Natur nannte. Aber letztlich ist Heidelberg ein massentouristisch verseuchtes sofetisches Dreckloch wo es immer sonnig, immer heiß ist und das man logischerweise unter normalen Umständen unbedingt MEIDEN sollte! Nur als Warnung.

Die Tour war mit 300 Höhenmetern eine Aufstiegsqual, von denen Friesen vermutlich nicht mal sich vorstellen können, dass es so etwas gibt. Wegen meiner Tochter musste ich mich natürlich zusammenreißen und die väterlichen Freuden bleiben: "Papa wieso schmeckt der Apfel so gut?? So ein bescheuerter Apfel und schmeckt wie Nudeln". Tjaaaaa Erkenntnisse der neuen Generation wenn sie mal von den Alten einen Berg hochgepeitscht wird hähähä :-)
Am Ende standen nur 7 km zu Buche, aber Erschöpfungstechnisch ca. 13-15 würde ich sagen.
Trotz Sonnenpest ein guter Tag mit Töchterchen :-D Und die Erkenntnis: 1-2x im Jahr kann auch der Eisgott sich überwinden und sofetisch verseuchte Gebiete betreten und ertragen.

Parken in der Tiefgarage P13 in Heidelberg. Aus der Tiefgarage: Blendgranatenterror wie im Sommer. Daneben eine ganz üble Sofetenkirmes der billigsten Sorte. Man erkennt: Wir sind in Heidelberg.

Sofetenkirmes und Heidelberger Schloss - ja man ist mitten im Sofetenverseuchten Kerngebiet! Ich verdränge die Tatsache in den hintersten Teil meiner Seele bevor ich pöbelnd ausraste.

Typische Heidelberger Gäßchen immerhin erinnern mich an Münster. Und kurz vorher war auch die germanistische Fakultät hier einquartiert ^^

Das erinnert mich wiederum an die Stadt Lübeck, die Thema meiner universitären Magisterarbeit war, wo in Seitengäßchen mittelalterliche Straßenstrukturen erhalten waren.

Dann geht es zur barocken Brücke von Heidelberg, die über den Neckar führt. Der Neckar. Finde ich trotz Blauseuche immer nett als Fluss. Er wirkt zumindest breiter als andere und die Berge reichen meist direkt an die Ufer. Natürlich auch Kindheitserinnerungen. Die meine Tochter nun auch macht ^^ Schiffchen gucken ist nicht so mein Ding von belanglosen Oberflächlichkeiten die ich schon als Kind ignoriert habe aber meine Tochter sieht das anders, also wird geguggt ;-)

Ha! Die Statue sagt alles aus was man über Heidelberg wissen muss: Augen zu und durch! Mit Gottes Hilfe. ^^

Dann gehts zum Schlangenweg hoch. Vieles ist hier aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges was mich als ausgemachten Kenner und Liebhaber dieser Epoche natürlich begeistert. So sah das Ganze damals aus: Die Brücke war überdacht. Frühere nichtsofetische Zeiten wussten schon warum sie in einer Sonnenseuchenstadt Schatten produzierten ...

Meine Tochter hat ein wenig Bammel. "Wie hoch geht das?" - "Och das ist nicht weit". Unausgesprochen: "Aber so verdammt steil dass dir die Sprunggelenke bluten werden!" ^^ Und es war brutal. Direkt im Zickzack hoch durch die Höhenlinien auf der Karte.

Pause auf halber Strecke um nicht ein Sauerstoffzelt zu benötigen. Das Wetter ist die Hölle auf Erde. Plasmakernzentrum: 1 Grad mit Dauernebel. Und ich in der Plasmahölle. Aktiv hingefahren. * kopfschüttel * ich kanns immer noch ned fasse.

Das Panorama nach Bewältigung des Schlangenpfads sagt alles was man über Heidelberg wissen muss: Menschenverseuchung, Plasmagranate, Blauseuche.

TEIL 2: AUFSTIEG ZUM HEIDENLOCH UND STEPHANSKLOSTER

Der erste Pausenpunkt nach weiteren blutenden Scherbenaufstiegen: Der Bismarckturm. Hässliches Ding. Typischer Dreck vom Ende des 19. Jh.

Auf dem weiteren Weg: Noch mehr Stoff aus dem Dreißigjährigen Krieg.

Trotz Blauseuche wird der Weg atmosphärisch besser. Aber nur kurzfristig ohne Aufstieg.

Von oben betrachtet sieht das ganze gar ned mal schlecht aus, was vielleicht auch daran liegt, dass man sich mit jedem Höhenmeter von der Sofetenstadt Heidelberg entfernt ;-)

An der Meriankanzel noch weiter oben (keuch): ... Die scheiß Plasmasau wirkt wie ein rotierender Neutronenstern der mit seinem Gammastrahlungoutburst alles Leben vernichtet.

Fast ganz oben erwarten uns nun das Heidenloch und das Stephanskloster. Das Heidenloch ist geheimnisumwittert und unheimlich, hatte ich gar nicht erwartet. Ich dachte das Holzhaus, das man drumherum gebaut hatte wäre eine sofetische Grillstätte ^^
Die Geschichte ist richtig spannend: Keiner weiß so richtig von wann das 56m tiefe Loch ist. Kelten haben es wohl schon genutzt, das Mittelalter es ausgebaut und dann wurde es aufgegeben und zugeschüttet. Dichter haben es nachts bei Vollmond besucht und hörten ziemlich schräge Dinge ...

Hier im Bild wie es früher aussah in Zeiten ohne Vollverblödungsschutz (ganz unten am Bildrand ist das Heidenloch). Unglaublich wie prächtig noch im 18. und 19. und sogar Anfang 20. Jahrhunderts Deutschland noch aussah vor dem Krieg der alles zerstört hat. In England, wo kaum Bomben gefallen sind, ahnt man wie Deutschland noch aussehen könnte ... ein Paradies für Ästheten und Historiker. Doch alles ist für immer verloren und die Reste nur ein kläglicher Schatten der mehr schmerzt als erfreut.

Das Stephanskloster. Der Turm ist ein hässlicher Nachbau. Die Grundmauer und die klassische Struktur eines Klosters sind recht interessant.

Der Blick hinunter ist interessanter als der hässliche Turm: Dichter Nebel liegt als Bank im Tal.

Neben dem Kloster: Ein Parkplatz. Meine Tochter wimmert als sie begreift, dass man hier auch bequem mit dem Auto hätte hochfahren können.
Ich "Aber wir sind doch keine Luschen wie diese lärmenden Deppen dort! So was metert man nach oben!" Hähähähä ^^ Sprüche meines Vaters, die ich als 9jähriger nicht verstanden habe. Jetzt weiß ich, es ist nur um die eigenen Kinder zu quälen ;-)

Eine gottverfluchte sofetische Drecksfressbude. Schnell weiter. Sonst müsste ich sie brandschatzen.

TEIL 3: DAS NAZI-THING UND RÜCKWEG

Dann haben wir die Thing-Stätte erreicht. Nein, es handelt sich nicht um eine ausgegrabene Urteilssprechungs-Rarität aus germanischen Zeiten (https://de.wikipedia.org/wiki/Thing), sondern um ein Nazibauwerk. Warum die Nazideppen das ganze wie ein altgriechisches Theater aufgebaut haben, verstehen wohl nur diese geschichtsverdrehenden Idioten selber ...

Auf dem Rückweg kommen wir zur Hölderlinanlage mit etwas schwülstigem Nationalismuspathos der damaligen Epoche, die heute auch äußerst fremdartig anmutet. Die Außenmauern haben durchaus einen gewissen ästhetischen Gehalt.

Dann geht es den Schlangenpfad wieder zurück, diesmal mit brennenden Oberschenkeln durch den Abstieg (ächz) und über die Barockbrücke.

Wieder an der Brücke sieht es beinahe aus als hätten Eroberer das Heidelberger Schloß gebrandschatzt. Wurde es ja auch im 17. Jahrhundert, gleich zwei Mal: Erst vom hochheiligen Feldmarschall Tilly 1622 und dann Ende des Jahrhunderts von den Franzosen ...

Auf der Fahrt zurück: Nebel. Wieso zum Teufel bin ich heute in Heidelberg gewesen. Der Grund sitzt hinten und schläft beinahe ein. ^^

Die Statistik und Karte.
Die Tour, der Übersicht wegen mal mit der Offlinekarte und nicht mit der buntisch überladenen.
Die Umrisse sehen wie ein Drache aus oder ist es ein Narr mit Kappe? Würde zu mir passen ich Depp der heute sofetisch verhaltenskrank vor Nebel in die Sonne flieht * kopfschüttel * Kanns immer noch ned fasse.
Das Steigungsprofil mit den grünen Spitzen erinnert an Glasscherben die nicht ins Muskelfleisch schneiden, sondern bis ins Knochenmark.

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Willkommen in 2020, dem Jahrzehnt der Hölle! https://kaltwetter.de/2020-kommen-sie-gut-in-die-apokalypse/

Cube und Regenwetter gefällt das!

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#2 | RE: Sofetische Qualentour zum Nazi-Thing datum

11.01.2020 13:48

Geiler Bericht mit den gewohnt obligaten sarkastischen Seitenhieben Mit dem freiwilligen Tausch der neblig wohligen Niederungen durch gnadenloses Plasmagefackel hast du dir echt selber ein Ei gelegt. Diesen Fehler machst du wahrscheinlich nicht mehr so schnell wieder, hehe.

Ganz spannend finde ich noch dieses Heidenloch um das sich so viele Legenden ranken. Es ist immer wieder faszinierend zu lesen was in den Schilderungen überliefert war: Eine Gans die in den Brunnen geworfen wurde und unten beim Neckar ganz schwarz wieder rauskam, Stimmen die Victor Hugo 1840 oben am Rand des Lochs hörte oder dass der Belzebub höchstpersönlich im Loch unten hockte...

Aber wie auch immer. Immerhin hast du wieder genügend Vitamin D und frische Luft getankt, Heidelberg auch von deiner Liste abgehakt und die Wanderschühchen sind langsam wieder eingelaufen und auf Betriebstemperatur für weitere Touren in diesem Jahr ;-)

Regenwetter und Eisgott der Verk�nder gefällt das!

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