Es ist November. Dunkle Wolken ziehen über den Himmel, der Wind pfeift ums Haus, Nebelschwaden steigen auf, leichter Regen fällt und keine aufdringliche Sonne stört diese friedliche Atmosphäre – wenn man Glück hat.
Am 15.11. hatte ich solches Glück, zwar regnete es nicht, doch die Plasmafackel hatte sich zurückgezogen und es war schön wolkig. Zeit für eine Wanderung, die mich in den Odenwald führte, genauer gesagt nach Steinbach, einem Stadtteil von Michelstadt.
Die Wanderung beginnt am Parkplatz der Einhardsbasilika (zu dieser mehr am Ende des Berichts). Gleich zu Anfang geht es sehr steil bergauf, vorbei an ein paar Häusern Richtung Ortsausgang. Oben angekommen bin ich dann doch leicht außer Puste, werde aber mit einem schönen Blick auf eine weite unbebaute Landschaft belohnt.
Wie bereits erwähnt handelt es sich um einen kulturhistorischen Weg, was bedeutet, dass in schöner Regelmäßigkeit Schilder aufgestellt sind, die auf Sehenswürdigkeiten hinweisen, oder beschreiben wie die Menschen hier in früheren Zeiten gelebt haben und von was sie gelebt haben.
Die erste Informationstafel macht den Leser darauf aufmerksam, dass vor über 200 Mio. Jahren in dieser Gegend ein Wattenmeer war, dessen Ablagerungen sich zu Kalkstein verfestigten, der u.a. zur Mörtelherstellung abgebaut wurde.
Ich laufe vorbei an Wiesen Richtung Waldrand. Im Wald angekommen folge ich weiterhin der Markierung gelbes L und stoße auf die Einhardsquelle, die aber eher ein Quellchen ist. Wenn es keine Hinweisschilder gäbe würde man glatt daran vorbeilaufen.
Es geht nun etwas steiler bergab und am Ende des Weges muss die B47 überquert werden, bevor es an einem idyllischen See vorbei wieder in den Wald geht. Hier beschreibt eine Hinweistafel die Entwicklung der Eisenindustrie im Odenwald. Weiter geht es durch einen schönen Herbstwald mit altem Baumbestand.
Ich verlasse den Wald und laufe an Feldern und Obststreuwiesen Richtung Steinbach. Auch hier begegnen mir wieder Schilder, die auf Ereignisse, Personen oder Entwicklungen landwirtschaftlicher oder industrieller Art hinweisen.
In Steinbach führt mich der Weg mitten durch den kleinen Ort, vorbei an der alten Schule und einem urigen Gasthaus zum Schloss Fürstenau. Das Schloss kann nur von außen besichtigt werden, da es noch bewohnt wird.
Ich schlage einen Bogen und laufe zurück Richtung Parkplatz. Am Ende meiner Wandertour steht die Besichtigung der Einhardsbasilika von Steinbach i. Odw. Ihr Name bezieht sich auf Einhard, den Ratgeber Karls des Großen und Ludwigs des Frommen. Der Bau der Kirche wurde nach 815 begonnen und um 826 vollendet. Wegen des zu einem großen Teil erhaltenen karolingischen Mauerwerks im Mittelschiff, der Krypta und des Nebenchors gilt sie als eines der wenigen erhaltenen Beispiele karolingischer Baukunst in Deutschland.
Nachdem ich genügend Fotos gemacht und mich mal wieder in andere Zeiten zurückgewünscht habe, reiße ich mich los und fahre zurück nach Hause.
Der November war wirklich nicht schlecht zum Wandern ^^ Abwechslungsreiche Tour. Wie's der Zufall so will, habe ich schon seit etwa 1 Jahr die Einhardsbasilika auch auf meiner Wanderliste ;-) Aber irgendwie war ich nie in der richtigen Stimmung dafür.
Die Tour ist typisch Odenwald, auch im negativen Sinne mit den drögen Informationstafeln, aber da können Stefan und ich ja ganze Insider-Rimdidim-Spottarien kübelweise auskippen lol Auch Seen sind so gar nicht mein Ding (wenn ich da an den Wispertalsee vor fast 1 Jahr vor Weihnachten zurückdenke bei 10 Grad im T-Shirt, au backe). Und Quellen? Tja, das sind im Taunus und Odenwald eher seltene Funde. Da denke ich auch an die Barbarossaquelle im "falschen" Spessartteil bei Hanau zurück, ach du meine Güte, diesen peinlichen Schlammpfuhl. Aber das sind alles Details. Hauptsache Latschen. Immer besser als zu Hause zu hocken, vor allem bei dem Wetter.
Die Einhardsbasilika ist aber eindeutig der Höhepunkt der Tour. Wunderbare Stimmung, diesmal Richtung Kleriker- und Mönchstum. Da hört man schon auf den Bildern wie ein Geisterecho die Benediktiner in Latein singen oder rezitieren. Allein dafür hat sich die Tour doch gelohnt. Wie viele km hast du denn auf dich genommen? Waren's wieder 25? ^^
Nee auf 25 km bin ich diesmal nicht gekommen. Die Tour soll eigentlich so über 11 km gehen, aber ich hab mir die letzten paar hundert Meter geschenkt, weil es nur noch durch den Ort gegangen wäre. Und wie du schon sagst, die Schilder kommen nicht nur dröge rüber, sie sind dröge. Quellen hab ich glücklicherweise auch schon wesentlich schönere gesehen. Der See hat mir gefallen, das Wetter an diesem Tag hat aber auch gepasst. Natürlich hab ich die Tour nur wegen der Einhardsbasilika gemacht. Und ich hatte Glück, keine Menschenseele war dort. Ja es war eine ganz besondere Stimmung, kann man mit Worten nur schwer beschreiben. Und da ich nicht "nur" wegen der Kirche nach Michelstadt fahren wollte, hab ich eben das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden und bin den "Kulturhistorischen Weg" gelaufen. Wobei mir die Landschaft gut gefallen hat, auf die Schilder kann man verzichten, die meisten hab ich ignoriert.
"Es gibt für den Menschen keine Freiheit, solange seine Angst vor dem Tod nicht überwunden ist." Albert Einstein
Ich kann Micha nur zustimmen, was das Wandern im November angeht. Ich hab mal zusammengezählt, wie viele Kilometer ich insgesamt in meinem Herbsturlaub im November gelatscht bin und bin nach Auswertung der Schrittzählerapp auf fast 170 Kilometer gekommen. Das meiste war in Sankt-Peter-Ording und Umgebung ... Immerhin war es dort flach ;-) Seitdem habe ich es ein wenig schleifen lassen und trotz guter Vorsätze hat an den Wochenenden immer die Faulheit gesiegt ;-) Aber ich muss mich wirklich vor Weihnachten nochmal aufraffen. Das blöde ist ja, es geht immer nur an den Wochenenden und dann muss ja auch noch das Wetter halbwegs passen. Aber kommendes Wochenende wird es auf jeden Fall mal wieder losgehen, wurscht wie das Wetter wird ;-) Zu warm wird es auf jeden Fall, stand heute könnte es aber immerhin etwas Regen geben. Und wenn es wieder eine 10 Grad Wanderung wird, dann ist es eben so. Besser als 25 Grad ist es allemal ...
Deine Tour gefällt mir gut, da schön abwechslungsreich. Ich weiß nicht, wie es euch geht aber im Moment steht mir irgendwie nicht der Sinn, kilometerlang ausschließlich durch den kahlen Wald zu latschen. So gesehen ist eine "gemischte" Wanderung durch Wald, Feld und Dorf das richtige. Ich sehe es auch wie Micha, die Basilika ist der eindeutige Höhepunkt, Ich mag solche alten Gemäuer auch sehr. Jedes hat für sich immer eine ganz eigene Atmosphäre, egal ob es eine verfallene Burg oder eine Kirche ist. Zum Odenwald kann ich nicht viel sagen, irgendwie bin ich da noch nicht hingekommen, mich zieht es eher in den Taunus oder in den Westerwald. Die komischen Infotafeln gehören heutzutage zur Wanderinfrastruktur irgendwie dazu. Je besser das Wandergebiet erschlossen ist, desto mehr Tafeln, Schilder, Sofetenbänke usw. gibt es. Habe ich im November auch auf einer dieser Traumschleifen im Hunsrück gesehen. Dort fehlte nur noch, dass alle 2-3 Kilometer ein Dixiklo stand. ;-)
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November, Dezember und Anfang Januar sind für mich die besten Zeiten zum Wandern. Ab Ende Januar ändert sich schon wieder das Licht, man merkt, dass es länger hell bleibt. Ich lauf schon gerne nur durch Wald, aber es kommt halt auf das Wandergebiet an. Im Spessart auf jeden Fall und im Odenwald, da wo ich bevorzugt wandere (Amorbach, Weilbach, Kirchzell) brauch ich jetzt nicht unbedingt offene Landschaft. Und glücklicherweise gibt es da auch genügend Ecken und Wege, die nicht so bekannt sind.
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Kalt- und Regenwetterforum
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15.12.2019 16:25
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