Laberecke » Schwede-Bure-Tour am Sofetenrhein

#1 | Schwede-Bure-Tour am Sofetenrhein datum

08.12.2019 18:43

Erst wollte ich gar nicht aufbrechen. Montag. Und man muss mittlerweile wegen des Sonnenstandes zu nachtschlafenen Zeiten aufbrechen, damit das noch Sinn macht ...

Aber Kachelmann sagte für Oberwesel Dauerwolken an und im Plasmaloch herrscht Brechsonne. Das gab den Ausschlag.
Auf der Autobahn hatte ich so meine Zweifel, ob das alles richtig war, denn die Sonne war auch 20 km vor dem Ziel noch da.
Aber dann geschah das Wunder. Auf der B9 am Rhein entlang gab's dicke Wolken - perfekt!

Dann gings los in Oberwesel.
Wie in einem Märchen war man erst in der Innenstand und plötzlich mit ein paar Schritten in einer anderen Welt.
Der Dreißigjährige Krieg lockte mit der Stadtmauer an einem hübschen Pfad. Eine Attraktion jagte die andere - da merkt man, dass die Rheingegend touristisch vollkommen erschlossen ist.
Leider merkt man es auch daran dass gefühlt alle 20 m eine Sofetenbankgruppe in Linie der Brechsonne auftauchte.
Weiterer Vorteil: Es war alles wirklich perfekt ausgeschildet, sodass man nicht mal die Locus App benötigte. Habe ich so auch noch nicht erlebt.

Der Rückweg an den Weinbergen entlang mit Sommeralptraumerinnerungen aus der Kindheit zog sich. Aber eine Burg lockte in der Ferne und dann gab es noch mehr Wunder zu bestaunen.
Eine Kraxelei ausgerechnet am Ende dann noch, die dem Gefahrenweg an der Burg Rheinberg im Wispertal nicht unähnlich war. Der Schlussweg führte jedoch dort einen herrlichen Kreuzweg entlang.

Als ich am Auto ankam, gab es sogar zum Abschied leichten Hagel und ich war so was von fertig, dass mir die Knie zitterten - wegen der abstrusen Aufstiege. Aber das ist eben Rhein: Unten der Rhein, reingefräst in die Landschaft und dann gehts so steil nach oben dass man denkt man benötigt manchmal eine Bergsteigerausrüstung ;-)

Perfektes Wanderwetter, 3-4 Grad (Jacke also unnötig!!), haufenweise Highlights.
Aber kaum Wald. Deswegen: DIESE TOUR NUR MIT ATLANTIKWETTER absolvieren, so wie ich es mir weise auf die Wanderplanungsliste geschrieben hatte und es stimmte absolut! An einem beschissen heißen Sommertag wird man hier multipel selbstverbrannt - allein schon an den beschissenen Mauern der Weinberge.

Gleich zu Beginn sieht mein inneres Auge Landsknechtsarmeen marschieren und Kanonendonner hallt im Geist wieder. Dreißig Jahre Krieg und das vom Blut fette Schwert frohlockt. Die Stadtmauer von Oberwesel aus dem Dreißigjährigen Krieg, entstanden natürlich bereits im Mittelalter, ist unglaublich gut erhalten und begleitet den ersten Wanderabschnitt. Das wirkt NUR bei Atlantikwetter!

Es geht nun - Überraschung - hoch hinaus. Und danach dermaßen steil, dass ich keine Fotos mehr gemacht habe. 10 Schritte, pumpen, 10 Schritte etc... Das bleibt nicht aus. Warum? Für Unkundige der Rheingegend: Der Rhein hat sich ins Gebirge gefräst über Jahrtausende. Wenn man unten beginnt und vom Rhein weg wandert, ist das fast so als erklimme man eine Steilwand ...

Und wofür das alles? Damit man am ... Kackstuhl ... ankommt. Es ist zum Heulen.
Der Franzose würde das hier wohl irgendwie nennen Courbet de la éternité, der Deutsche nennt es "KACKSTOHL!!".
Und immer mehr verwandelt sich mein Patriotismus in Verachtung.
So gerne wären die Deutschen gefallene Goethe-Genies, aber in Wahrheit sind sie tumbe, debile, verrohte Proleten. Es ist so bitter. Sinn für Ästhetik und Subtilität muss irgendwo aus dem Deutschen herausgezüchtet und durch einen Fremdschämsofetismus und ein barbarisches Proletentum mit infantilem Analstörungsfremdschämen ersetzt worden sein.

Die Aussicht am "Kackstuhl" ist jedenfalls besser als seine Bezeichnung.
Die bescheuerte Sofetenhure Loreley ist das noch nicht, liegt aber hinter der Biegung im Bild in der Ferne. Muss man nicht kennen! Wirklich nicht!

Es geht weiter, immer weiter - wohin? Natürlich nach oben bis zum Plateau. Völlig ausgepumpt erreicht man auf allen Vieren die Bank. Nach 5 Minuten Sauerstoff (ohne Zelt) wird man der wunderbaren Aussicht gewahr.

Plötzlich ein Hinweis: Jüdischer Friedhof. Versteckt 100 Meter in den Wald hinein. Vanitascharme des alten Friedhofs, der bei Nebel seine Vollendung erreichen würde. Ich weiß nicht, ob es für die Juden passend war, aber ich habe mit einem Kreuzeszeichen meinen Respekt den Toten gezollt. Sich selbst zum Juden zu heucheln erschien mir unpassend und so zollt man den Respekt nach den eigenen Konditionierungen.

Ganz oben auf der Hochebene präsentiert sich die ganze endgeile Wolkenpracht!

Abstruse Sofetenbänke finden sich auf der Tour zuhauf. Immer zum Todesstern ausgerichtet natürlich. Im Ausland stehen sie im Schatten und in Nordlage ... Deutschland einig Sofetenland aus anthropomorphisierten Schrumpelrosinen. Heute machte das natürlich nichts aus beim herrlichen Wolkenwetter und angenehmen 3 Grad. Zeit für eine Pause auf einer der Myriaden von Sofetenbankgruppen. Hier waren es gleich 4. Mit Tisch ...

Im weiteren Verlauf der Tour über weitgehend offenes Feld (Erinnerung: NUR BEI ATLANTIKWETTER DIE TOUR LAUFEN! Bei Sonne und Hitze stirbt man hier multiple Hitzetode) kam aber natürlich dann doch mal die Pestgranate raus, gottlob nur kurz.

Schnell in den Wald geflohen!

Der Rückweg zog sich dann - in den Weinbergen entlang. Ich hasse Weinberge. Im Sommer eine unbeschreibliche Hitzehölle. Hier würde man dann nach der Hochebene zum zweiten Mal zu Asche gebrannt. Die Mauern knacken in der Brutalhitze und gefühlt 80 Grad. Kein Schatten. Überall Schlangen und Eidechsen, da werden manche Kindheitsalptraumerinnerungen wach ... im Bewusstsein heute bei 3 Grad und Wolken entlang zu laufen, lässt mich andauernd epileptische Beckerfäuste und Strike!-Gesten vollführen. ^^

Mitten in die Weinbergmauer eine Minihöhle mit Sitzgelegenheit. Hier ballern sich wohl im Sommer bei 60 Grad in dem Ding die Sofeten mit Riesling zu. Immerhin kann man da nicht umkippen ...

Ich laufe nur noch automatisch und unter Schmerzen. Weit ist es nicht mehr. Dann sagt mir das bekannte Schild ich soll da hochkraxeln???? LECK MICH DOCH AM ...!!
Ach was solls ... hoch den Hintern.

Es hat sich gelohnt: Der nächste Höhepunkt auf dieser Premiumtour: Eine der vielen Rheinburgen in der Ferne. Schönburg glaube ich war das. https://de.wikipedia.org/wiki/Schönburg_(Rhein)

Und dann taucht am Ende eines herrlich engen Weges eine wunderbare Marienkirche auf. Das erinnert an die Blasiuskapelle im Westerwald. Dazu ein atmosphärisch passender Kreuzweg im düsteren Herbstwald. Diese Tour ist voller Höhepunkte!

Bei fortgeschrittener Dämmerung bin ich wieder in Oberwesel und falle erschöpft ins Auto ^^

Die Daten der Tour:

Für alle, die es nachwandern wollen: Hier ist die offizielle Tourenbeschreibung und man kann sich das Ganze auch als GPX runterladen und mit einer App wie z. B. Locus bequem nachwandern ohne sich zu verirren.
https://www.bergfex.de/sommer/rheinland-...wede-bure-tour/

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Satirewanderung zu Borkenkäfermutanten und Entkernungsmaschinen für Menschen in Ofenhessen: https://kaltwetter.de/pervertierte-natur...erung-kuehkopf/

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#2 | RE: Schwede-Bure-Tour am Sofetenrhein datum

08.12.2019 22:15 (zuletzt bearbeitet: 09.12.2019 09:12)

Eine schöne und abwechslungsreiche Tour hast du da gemacht. Ich kenne die Ecke. Vom Rhein aus ist es da überall sehr steil. Aber wenn man erst mal "oben" ist, dann geht es halbwegs. ;-) Dafür wurde dir aber ganz schon was geboten, eine tolle Landschaft und viele andere Highlights. Besonders gefallen haben mir der Friedhof, die entfernte Burg und die Kapelle am Schluss ... Und diese ganzen sofetischen Idiotien gehören bei solche gut erschlossenen Wandergebieten wohl irgendwie dazu ... Leider ...

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#3 | RE: Schwede-Bure-Tour am Sofetenrhein datum

10.12.2019 20:20

Abwechslungsreiche und ansprechende Tour. Durch die Steigungen hat man einen tollen Ausblick. Aber wie du schon schreibst, sollte man eine solche Wanderung nur bei entsprechendem Wetter unternehmen. Ohne schützenden Wald wirds zur Tortour. Und was den Kackstuhl betrifft - da kann man sich nur fremdschämen. Kapelle und Landschaftsbilder - sehr schön. Und die Sofetenbänke, na die gibt es -leider- überall. Für mich allerdings ist die Gegend zu weit entfernt. Aber ich war letztens in Hessen unterwegs. Wanderbericht folgt.

"Es gibt für den Menschen keine Freiheit, solange seine Angst vor dem Tod nicht überwunden ist." Albert Einstein

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#4 | RE: Schwede-Bure-Tour am Sofetenrhein datum

11.12.2019 10:03

Zitat von Lossoth im Beitrag #3
Abwechslungsreiche und ansprechende Tour. Durch die Steigungen hat man einen tollen Ausblick. Aber wie du schon schreibst, sollte man eine solche Wanderung nur bei entsprechendem Wetter unternehmen. Ohne schützenden Wald wirds zur Tortour. Und was den Kackstuhl betrifft - da kann man sich nur fremdschämen. Kapelle und Landschaftsbilder - sehr schön. Und die Sofetenbänke, na die gibt es -leider- überall. Für mich allerdings ist die Gegend zu weit entfernt. Aber ich war letztens in Hessen unterwegs. Wanderbericht folgt.

Ja aber die Schmerzen durch eine Hüftzerrung aufgrund der Aufstiege hab ich heute noch von der Tour ^^ War's dennoch wert.
Nur her mit dem Wanderbericht :-D Lass schauen wo du dich rumtreibst ;-)

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#5 | RE: Schwede-Bure-Tour am Sofetenrhein datum

12.12.2019 18:21

Zitat von Eisgott der Verk�nder im Beitrag #4
Zitat von Lossoth im Beitrag #3
Abwechslungsreiche und ansprechende Tour. Durch die Steigungen hat man einen tollen Ausblick. Aber wie du schon schreibst, sollte man eine solche Wanderung nur bei entsprechendem Wetter unternehmen. Ohne schützenden Wald wirds zur Tortour. Und was den Kackstuhl betrifft - da kann man sich nur fremdschämen. Kapelle und Landschaftsbilder - sehr schön. Und die Sofetenbänke, na die gibt es -leider- überall. Für mich allerdings ist die Gegend zu weit entfernt. Aber ich war letztens in Hessen unterwegs. Wanderbericht folgt.

Ja aber die Schmerzen durch eine Hüftzerrung aufgrund der Aufstiege hab ich heute noch von der Tour ^^ War's dennoch wert.
Nur her mit dem Wanderbericht :-D Lass schauen wo du dich rumtreibst ;-)

Werd mich am WE dranmachen.^^

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