12 Grad in Ofenhessen, dazu noch Sonneterror, alles andere als passendes, vorweihnachtliches Wetter also, eher so eine Art Frühling im Dezember. Dennoch kein Grund, um Trübsal zu blasen und sich wimmernd unter dem Küchentisch zu verkriechen, denn auch bei diesem Wetter kann man wunderbar wandern gehen. Man muss sich nur vorstellen, es wäre April und nicht Dezember, dann passt es schon. ;-) Und solche Temperaturen sind absolut gesehen ohnehin immer noch paradiesisch, denken wir nur an den abgelaufenen Sommer der Höllenqualen von April bis Oktober. Deshalb haben Micha und ich uns auch entschieden, eine weitere Tour im heiligen Wispertal zu unternehmen. Dieses Mal haben wir uns das obere Wispertal ausgesucht. Das mittlere Wispertal haben wir bereits jeder für sich erwandert und im unteren Wispertal haben wir gemeinsam bereits die epische Burg Rheinberg und den nicht weniger spektakulären Gebückweg kennengelernt.
Das obere Wispertal hat einen etwas anderen Charakter als der Rest des Tals, ist es hier doch weniger tief eingeschnitten und wirkt deshalb nicht so düster und geheimnisvoll. Dennoch bietet es die typische Wispertalatmosphäre mit der sprichwörtlichen Einsamkeit und der epischen Stille, die nur durch das Murmeln und verhaltene Rauschen der Wisper durchbrochen wird. Ein "Wisper"tal im wahrsten Sinne des Wortes!
Um zum Parkplatz und somit zum Startpunkt der Wanderung zu gelangen, mussten wir erst einmal irgendwelche Straßensperren umkurven, denn der Wanderparkplatz liegt an einer Straße, die momentan wegen Felssicherungsarbeiten voll gesperrt ist. Aber solche Kinkerlitzchen halten zwei zu heiligen Stätten pilgernde Wanderer nicht auf. ^^ Der Parkplatz liegt auch nur ein paar Meter hinter der Einmündung in die gesperrte Straße. So konnte es um kurz vor 12 Uhr Mittags wie geplant losgehen.
Beim Waldparkplatz führt diese schöne Brücke über die Wisper.
Das ist nicht die Wisper sondern der Fischbach, einer von vielen Wisperzuflüssen direkt vor der Mündung in die Wisper.
Der Wanderweg durch das obere Wispertal ist vergleichsweise unspektakulär, das Tal geizt dennoch nicht mit optischen Reizen.
Ein erster Blick ins Tal. Die Atmosphäre ist zwar typisch Wispertal, dennoch etwas anders als bei den vorherigen Wanderungen im mittleren und unteren Wispertal.
Und weil es so schön ist, gleich noch ein Bild hinterher.
Sehr typisch für die Gegend sind die eindrucksvollen Schieferfelsen, die man überall in der Wisperregion findet
Man hat fast den Eindruck, die Dachschindeln sind bereits fertig und man braucht sie nur noch aus dem Berg heraus zu ziehen. Teilweise klappt das sogar. Deswegen ist die Gegend ist zum Rhein hin berühmt für den Schieferbergbau, der in einigen Gruben auch heute noch betrieben wird.
Die begleitenden Wandersymbole. Wir sind zwar keine ausgeschilderte Rundwanderung gelaufen, dennoch begleitet uns der Libellenweg ein großes Stück des Weges.
Das obere Wispertal ändert seinen Charakter ständig. Mal ist es recht weitläufig, mal eher schluchtenartig, wie hier im Bild zu sehen.
Der erste Wegpunkt ist erreicht, der Hexenmüllerplatz. Eigentlich nix besonderes, auffallend ist hier vor allem die sofetische "Schutzzhütte". Vor was die schützen soll, ist mir schleierhaft. Das Teil dient wahrscheinlich vor allem irgendwelchen lärmenden Grillsofeten im Sommer. Ab hier verlassen wir vorläufig das Wispertal ...
... und wandern ein Seitental hinauf. Seit Beginn der Wanderung geht es bergauf, für mich die seit der Kindheit gewohnte normale Taunushärte, Micha als geborener Flachlandtiroler bezeichnet das immer noch als völlig unnatürlich ;-)
Am Wegesrand erwarten uns hübsche Details, wie dieser schöne, mit Moos bewachsene, Felsen
Etwas verlassen und einsam steht diese Lärche im Wald herum. Nein, die ist nicht vertrocknet, Lärchen sind hierzulande bekanntlich die einzigen Nadelbäume, die im Winter ihre Nadeln abwerfen.
Man beachte die doch recht eindrucksvolle Nässe ...
... die natürlich gebührend im Empfang genommen werden muss ;-) Bild: Michael Kleen
Auf dem Wanderweg habe ich diese Abwurfstange eine Rehbocks gefunden. Das ist Jägersprache und bezeichnet das abgeworfene Geweih von Cerviden, also Hirschen (das Reh gehört zur Familie der Hirsche). Eine schönes Mitbringsel von der Wanderung - könnte man meinen. Dem ist aber nicht so. Eine Abwurfstange ist Eigentum des "Jagdausübungsberechtigten" Nach § 15 des deutschen Bundesjagdgesetzes bedarf es zum Sammeln von Abwurfstangen der schriftlichen Erlaubnis des Jagsausübungsberechtigten ... . Das unerlaubte Sammeln erfüllt gemäß § 292 Strafgesetzbuch den Straftatbestand der Wilderei. Also nix wie wieder hingelegt das Teil ... *hust* ;-)
Das ist die Ortschaft "Wipser" Böse Zungen behaupten, die Häuser sind nur Attrappen und die Dorfbewohner hausen eigentlich in unterirdischen Kellergewölben und gehen nur in hellen Mondnächten raus, um im Wald das Wild mit bloßen Händen zu erlegen und an Ort und Stelle mit Haut und Haar zu verspeisen ^^... Das würde auch die seltsamen Knochenfunde bei der letzten Wispertalwanderung erklären ^^ Auf mittelalterlichen Burgen und Pfaden im Wispertal
Jedenfalls hat Wisper diesen schönen und übersichtlichen Friedhof ...
Kurz darauf ist das "Ziel" der Wanderung erreicht, der Wispersee, ein etwa 200 Meter langer, kleiner Stausee. Wie nicht bestellt, bekommen wir natürlich die geballte Ladung Plasmagrelle voll in die Fresse geballert, noch dazu schön reflektiert durch den See. Unerträglich und grauenhaft ...
... also sind wir in den Schatten geflüchtet und haben uns dieses nette Schild mit den umgebenden Wanderwegen betrachtet. Bis auf den Libellenweg ist das alles mehr oder weniger lächerlich und dient wohl nur zur sofetischen Rechtfertigung einer "Einkehr" um sich den Wanst vollzufressen ^^
An der schattigen Seite des Wispersees findet man den Zulauf, der allerdings durch dieses komische Rohr reichlich verunstaltet wird.
Im Bemühen, diese einsame Region für Wanderer attraktiver zu gestalten, hat man sogenannte Premiumwanderwege ausgewiesen und dazu an verschieden Stellen solche hübschen Brückchen und Treppen errichtet. So kann man diesen Weg dann mit Fug und Recht Wispertaunus Steig nennen ;-)
Also Logo fungiert das bekannte "sexistische" Logo ^^. Verschiedene Farben kennzeichnen den Charaker der einzelnen Titt ... ääh Wege
Ein letzter Blick auf den Wispersee von der Staumauer aus gesehen. Zum Glück hat sich eine Wolke vor die elende Plasmafunzel geschoben ...
Obwohl man im Wispertal gar keine Menschen oder gar Autos sieht, sollen friedliche Wanderer nach Möglichkeit dennoch nicht umgefahren werden ... Wir sind eben in Deutschland und da gibt es für alles irgendwelche Schilder
Kurz darauf haben wir wieder das Wispertal erreicht, welches wir nun bergab in Richtung Parkplatz entlang wandern
Wir erleben wieder die typische Wispertallandschaft ...
...entdecken geheimnisvolle Felsklüfte ...
... eine Wichteltreppe ...
... einen Baumpilz, der aussieht als ob er zu lange im Solarium gewesen ist ...
... und als wohl größtes Wunder nach der monatelangen Dürre: Ein kleines Sumpfgebiet!
... das natürlich sofort erkundet werden muss ...
...wobei sich die Wahl des Schuhwerks als ein Glücksgriff herausstellte. Man mag es kaum glauben aber diese Gummistiefel sind fast bequemer als die Wanderschuhe. Jedenfalls macht es einen Heidenspaß durch den Knatsch zu stiefeln. Man fühlt sich gleich wieder wie als Kind. Unbezahlbare Momente ...
Der Weg führt weiter talabwärts ...
... an dieser Höhle vorbei, die es natürlich auch zu erkunden gilt. Also Taschenlampen an und rein.
Im Inneren der Höhle, eine faszinierende Schichtung aus Schiefer und Quarzit.
Der Blick nach draußen ... Leider gab es in der Höhle jede Menge Mücken (überwintern die da drin?), so dass wir uns dort nicht lange aufhalten konnten.
Hier ein weiteres Beispiel für die "Steig-Romantik" ... die natürlich nichts weiter als eine künstlich geschaffene Verbindung der beiden Forstwege links und rechts der Wisper ist ...
... die beim genauen Hinsehen dann aber doch ein wenig "hingeklatscht" wirkt.
Kurz vor Erreichen des Parkplatzes haben wir noch diese hübsch anzusehende Quelle (oder sowas) entdeckt.
Die Übersicht. Eigentlich eine typische Talwanderung, die durch einen "Umweg" in Form eines Bogens ergänzt wurde. Körperlich waren wir an diesem Tag nicht ganz so gut drauf, wie die doch eher mäßige Durchschnittsgeschwindigkeit beweist. Vorweihnachtliche Plätzchen-Fressorgien fordern eben ihren Tribut
Das Höhenprofil ist doch schon recht ordentlich und das Steigungsprofil zeigt doch den ein oder anderen recht fiesen Auf- bzw. Abstieg ;-)
Obwohl es dieses Mal keine herausragenden Heiligkeiten wie Burg Rheinberg zu bewundern gab, war es doch wieder einmal eine wunderschöne Wanderung im herrlichen Wispertaunus.
----------------- "I've always been mad, I know I've been mad, like the most of us...very hard to explain why you're mad, even if you're not mad..." (Pink Floyd)
Ja das war eine prima Tour an diesem surreal wirkenden Frühlingstag oder sollten wir sagen "Sommerwinter"? ^^ Das Wispertal erinnert mich immer mehr an Mittelerde und das Auenland ;-) Es hat einen ganz eigenen Charakter und ist offenkundig völlig und ich meine wirklich völlig menschenleer. Die Stille, der subtile Abwechslungsreichtum in dem Gebiet, die Wasserwunder, die selbst für den Taunus ausgeprägten Schieferfelsen und Quarzitfunde. Man kommt davon nicht mehr los, selbst wenn man epische Highlights wie die Burg Rheinberg außen vor lässt.
Ich habe mir mal die Mühe gemacht und das Wasservideo der Wisper im Überschwemmungsgebiet am Ende der Tour auf Youtube hochgeladen. Diese Akustik! Diese flüssige Eleganz, das Schimmern, die fließenden Formen. Wasser ist wie ein flüssiger Edelstein, unfassbar schön. Muss man erst 10 Monate Dürre in Ofenhessen erleben, um das vor allem als wasserüberschütteter Bayer zu begreifen? Ich denke nicht.
Interessant auch die farblich unterschiedenen Varianten des Wispersteig-Dekolletés ^^ Wußte ich bisher auch noch nicht.
--------- "In der Einsamkeit frisst der Einsame sich selbst auf, in der Vielsamkeit fressen ihn die vielen. Nun wähle." (Friedrich Nietzsche)
Ah ja, youtube hab ich ja auch. Dass ich Depp daran nicht gedacht habe ... lol Hier mein Video der Wisper inkl. dem einzig passenden Kommentar ^^
Zum Wispertal kann ich dir nur zustimmen. ich wusste ja schon immer, dass das ein ganz besonderes Tal ist aber wenn man dort ausgiebig wandert, ist das alles natürlich viel intensiver als wenn man nur mit dem Auto dort rumfährt und vielleicht mal ein paar Meter entlang spaziert. Man kann nur hoffen, dass das mit der Einsamkeit auch so bleibt. Auf der "wisper-trails" Seite sind schon Bilder irgendwelcher Rudelwanderungen. Furchtbar. Man kann nur beten, dass die da nicht auf die Eventschiene aufspringen und dann an den Wochenenden Horden von blökenden Idioten durchgeführt werden. Das mit den verschiedenen Farben habe ich auch erst heute entdeckt, ist ja durchaus sinnvoll. Der grüne Wispertaunus Steig ist eine Streckenwanderung von 44 km Länge ... Naja, das muss jetzt auch nicht unbedingt sein lol
----------------- "I've always been mad, I know I've been mad, like the most of us...very hard to explain why you're mad, even if you're not mad..." (Pink Floyd)
hahahahaha das war wo ich gerade mein Video fertig gedreht hatte und mir beinahe die Tränen vor Glück in den Augen standen, hatte gar nicht gesehen dass du aufnimmst lol
--------- "In der Einsamkeit frisst der Einsame sich selbst auf, in der Vielsamkeit fressen ihn die vielen. Nun wähle." (Friedrich Nietzsche)
Hahaha, deswegen ist dein Kommentar ja auch so authentisch, richtig von Herzen kommend
----------------- "I've always been mad, I know I've been mad, like the most of us...very hard to explain why you're mad, even if you're not mad..." (Pink Floyd)
Das Wispertal! Wieder eine schöne Wanderung mit tollen Bildern. Ein Erlebnis. Wasser im Wald, ob See, Bach, kleiner Fluss oder gar Wasserfall ist definitiv die Krönung bei einem Wanderausflug. Und dann sogar noch eine kleine Höhle. Also besser kann es nicht sein. Leider ist das Wispertal von uns ca. 130 km entfernt, also für eine Wanderung am WE zu weit. Aber vllt. mal im Urlaub. Da kann man sich seine Zeit besser einteilen. Auf jeden Fall ist die Landschaft ein Traum. Und sobald man im Wald ist kann man auch das Wetter ganz gut ausblenden.
"Es gibt für den Menschen keine Freiheit, solange seine Angst vor dem Tod nicht überwunden ist." Albert Einstein
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Eine "Frühlingswanderung" im oberen Wispertal
23.12.2018 22:04 (zuletzt bearbeitet: 24.12.2018 00:40)
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