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#1 | Schatten der Vergangenheit auf dem Wispertalsteig datum

05.12.2018 00:05

Das Wispertal. Ein wunderschönes und auch geheimnisvolles Taunustal. Neben der Gegend um den Altkönig ist das Wispertal definitiv ein weiterer heiliger Ort im zauberhaften Taunus. Das Flüsschen Wisper entspringt im westlichen Taunus und fließt durch eines der wohl schönsten Taunustäler und mündet in Lorch in den Rhein. Das Wispertal ist sehr dünn besiedelt, es gibt im gesamten Tal auf ca. 20 km Länge lediglich eine Ortschaft. Dementsprechend gibt es dort Natur pur und es herrscht eine Stille, die man als Bewohner des hektischen und lärmenden Rhein-Main-Gebiet überhaupt nicht gewöhnt ist, eine Stille, die aufgrund ihrer Intensität beinahe schmerzhaft laut ist. Aber das Wispertal hat noch weitere Geheimnisse. So sind in der Nähe von Lorch am Rhein ehemalige Bundeswehrdepots tief in den Berg gegraben, früher befand sich dort z. B. ein großes Sanitätsdepot im Berg. Die Anlagen sind natürlich immer noch vorhanden und die geheimnisvollen Zufahren in große Tunnels können heute noch besichtigt werden. Im Wispertal befand sich ab 1935 auch ein Lager des damaligen Reichsarbeitsdienstes, die Abteilung 5/257 "Gottfried Keller". Nähere Information zum RAD sind hier zu finden: https://de.wikipedia.org/wiki/Reichsarbeitsdienst

Der im Jahr 2009 eingerichtete Premiumwanderweg "Wispertalsteig" ist deshalb ein reizvolles Ziel für den Wanderer, der die Einsamkeit liebt.

Aber es gibt noch weitere Schatten der Vergangenheit. Wo kann Mittelalter lebendiger und fühlbarer werden als auf einer verwunschenen Burgruine? Deshalb gab es neben der samstäglichen Dezember Willkommenswanderung, noch ein weiteres Ziel, die kleine aber feine Burgruine Waldeck in einem Seitental der Wisper, unweit vom Rhein entfernt.

Der Start der Wanderung war an der laukenmühle mitten im Wispertal. Die ehemalige Laukenmühle ist heute ein Restaurant, das kurz vor der Pleite steht und daher im Winter durchgehend geschlossen ist. Die Wanderwege mit den für den Taunus typischen Tiersymbolen sind aber doch eher etwas für den Kindergeburtstag ;-)

Das Eingangsportal des ehemaligen RAD Lagers 5/257 markierte eindrucksvoll den Beginn der Wanderung

Steil ging es bergauf zum ehemaligen RAD Lager ... sehr steil ... ;-)

Nach dem recht anstrengenden Aufstieg vor der Haupttreppe des Lagers. Die Leute müssen damals schon ziemlich fit gewesen sein, denn ich glaube kaum, dass es damals einen "Shuttle Service" gab ^^

Hier sieht man die Treppe zu den ehemaligen Lagerbaracken.

Die direktenTreppen zu einer früheren Lagerbaracke

Auf diesem Bild kann man sehr schön das Planum erkennen, auf dem einst eine Baracke stand.

Ganz in der Nähe befindet sich eine Art geheimnisvoller Bunker. Ich bezweifel zwar, dass das ein richtiger Bunker war ... Zu was dieses Gebäude aber einst gedient hat, bleibt unklar.

Ein Blick ins Innere.

Nach dem Verlassen des Lagergelände bietet sich dieser Blick ins Wispertal auf die Lauksburg. Diese ist allerdings ziemlich winzig und zudem noch eingezäunt, wie ich später festgestellt habe. Das alte Gemäuer ist wohl stark einsturzgefährdet ...

Auf dem weiteren Weg zeigen sich immer wieder die für die Gegend typischen Schieferfelsen. Hier ein besonders schönes Exemplar.

Das Logo des Wispertalsteigs, hier ein wenig verwirrend angebracht ... Vermutlich hat es mehrere Arbeitskreise und eine lange Zeit benötigt, um das Logo zu entwickeln. Mal sehen wie lange es dauert, bis jemand auf den Trichter kommt, dass das Logo sexistisch ist und deshalb ein neues entworfen werden muss. ^^

Irgendwie war ich zu Beginn der Wanderung nicht gut in Form und nach rund 3 Kilometern Anstieg schon ziemlich am Ende ^^ Da kam diese Bank an einem Aussichtspunkt gerade recht ;-)

Die Rheingau-Taunus Hügel 1

Die Rheingau-Taunus Hügel 2

Der Wetterbericht sagte einen bedeckten Tag vorher. Naja ... Immerhin hat die Sonne dieses schöne Baumtrio aus Lärche, Kiefer und Buche angemessen dramatisch beleuchtet.

Das ist Espenschied. Dieses Kaff nennt sich großspurig "Luftkurort", was gewisse Erwartungen weckt. Gewiss, die Luft dort ist ausgezeichnet aber werden das Innenleben dieses Dorfs noch näher kennen lernen ... ;-)

Auf dem weg nach Espenschied: Kaltwetterschafe mit Winterfell. Die hatte zuerst mehr Angst als Vaterlandsliebe aber neugierig waren sie dennoch - aus sicherer Entfernung ^^

"Luftkurort Espenschied - Sonnenterrasse des Wispertals" Oh. Mein. Gott.
Nix gegen Landleben aber sowas? Du liebe Zeit. Ich hatte wirklich Angst, dass jemand aus einem dieser Häuser rauskommt und mir in den Hals beißt ... ;-) Man beachte auch die kreative Hang-Abstützung aus alten Eisenbahnschwellen. Diese ollen Dinger sind mit Steinkohlenteeröl getränkt. Wenn das einer von der Umweltbehörde mitbekommt, dann bekommt der "Luftkurort" ganz schnell den Titel Giftmülldeponie verliehen ^^

Gleich nebenan: Ein Hexenhäuschen mit Weihnachtsdeko und einer Art von "Zaun" ... Da sag noch einer was über den Osten ;-)

Hier aber die wahrscheinlich berühmteste Attraktion ... Das Espenschieder Garten-Deko-Klo ... Bei einigen Wanderfreunden bereits legendär ;-) ... Nix wie weg hier

Auf dem weiteren Weg hatte nun endlich die Natur wieder die Oberhand gewonnen und auf herrlichen Pfaden ging es wieder zurück in Richtung Wispertal. Besonders beeindruckend ist die unfassbare Stille hier.

Egal in welche Richtung man den Wispertalsteig entlang wandert, sausteil ist es so oder so. ^^ Zu Glück ging es an dieser Stelle für mich aber bergab. Ein Blick zurück.

Der Bach ist leider weitgehend trocken, dennoch ein herrlicher Flecken Natur.

Am Schluss der Wanderung hier noch ein Bild der Wisper. Auch hier fällt der sehr mickrige Wasserstand auf, eine Folge der Dürre seit Februar.

Die Wanderroute. Ich bin nicht den kompletten Wispertalsteig gewandert und habe eine Abkürzung nach Espenschied genommen, wo ich wieder auf den Wispertalsteig traf. Der Grund hierfür war nicht, dass ich nicht mehr konnte sondern weil ich noch die Burg Waldeck besichtigen wollte, die etwa 20 Minuten Autofahrt entfernt liegt.

4,1 km/h Durchschnitt, fast die Standardgeschwindigkeit. Angesichts der Steilheit des Geländes und der nicht überragenden Tagesform war das nicht schlecht. ^^

Das Höhenprofil

Aber es ging ja noch weiter zur Burg Waldeck. Also rein ins Auto und los. Die Burgruine Waldeck ist eine kleine aber feine Höhenburg im Rheingau. Sie wurde vermutlich im 12. Jahrhundert gegründet und geht wohl auf einen Wolfricus de Waldeckken zurück, der erstmal 1147 urkundlich erwähnt wird. Die Burg diente zur Sicherung des Rheingauer Gebücks und liegt oberhalb des Tiefenbachs in einem nördlichen Seitental der Wisper in der Nähe der Ortschaft Sauerthal. Von der Laukenmühle sind es etwa 20 Auto-Minuten bis zur Burg Waldeck und so bot sich die Besichtigung im Rahmen der heutigen Wispersteigwanderung natürlich an. Es war allerdings schon recht spät, als ich zur Burg kam und so begann der Aufstieg dann auch erst in der Abenddämmerung. Das machte die Sache natürlich umso geheimnisvoller und auch ein wenig gruselig ;-) Da ich kein Stativ dabei hatte, sind die Bilder natürlich nicht optimal, weil alles aus der Hand geschossen werden musste. Ich hoffe aber, dass die Bilder dennoch die unvergleichliche Atmosphäre auf einer verwunschenen Burgruine in der einbrechenden Nacht widerspiegeln können. ^^

Zunächst einmal die Daten des kurzen aber auch recht steilen Aufstiegs zur Burg.

Die Burg Waldeck vom Wanderweg aus gesehen. Vor einigen Jahren hat man Treppen mit Geländern eingerichtet, so dass man heute relativ leicht auf den steilen Burgberg gelangen kann, um die Anlage zu besichtigen - auf eigene Gefahr natürlich wie man auch einem Schild am Fuß der Burg entnehmen kann ^^

Eine steile Treppe führt auf den Burgberg.

Der größte erhaltene Teil der Außenmauer mit dem etwas schiefen Türmchen ^^

Im Inneren der Burg.

Diese alten, mittelalterlichen Mauern haben eine Erhabenheit, dass man sich unweigerlich vorstellt, wie das Leben damals in diesen Mauern wohl ausgesehen mag. Vor dem geisten Auge wird der Ort wieder lebendig, als ob die alten Mauern Geschichten erzählen würden.

Ein Blick von der Burg ins Tal.

Beim Abstieg von der Burg war es bereits ziemlich dunkel. Die Treppe musste bereits mit der Taschenlampe beleuchtet werden.

Ein wahrhafter Feiertag war er, dieser 1. Dezember 2018 mit einer herrlichen Wanderung und einer gigantisch stimmungvollen Burgbesichtigung in der Dämmerung. Besser kann man einen Samstag wohl kaum verbringen ;-)

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"I've always been mad, I know I've been mad, like the most of us...very hard to explain why you're mad, even if you're not mad..." (Pink Floyd)

Lossoth, Patrick, Eisgott der Verk�nder und Es reicht gefällt das!

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