Ein herrlicher Herbsttag neigt sich dem Ende zu, ein Tag, der weiten Teilen Deutschlands herrlichen Regen brachte und an dem endlich mal wieder passende Herbsttemperaturen zu genießen waren. Doch bevor wir uns dem Wetter in den kommenden Tagen widmen, blicken wir erst einmal zurück, was seit der letzten Wetterprognose geschehen ist.

Es ist bekanntlich nichts aus dem Wintereinbruch geworden, den die sofetischen Wetterportale in der letzten Woche so marktschreierisch angekündigt haben. Es hat jedoch einen veritablen Herbststurm namens „Herwart“ gegeben, der zum üblichen Chaos in unserem auf Effizienz und Kostenoptimierung getrimmten Land geführt hat. Die Bahn stellte wieder einmal sicherheitshalber den kompletten Verkehr in halb Deutschland ein. Jogger wurden morgens von herabfallenden Gerüstteilen verletzt, ein Camper ertrank, weil er und sein Kumpel von der Sturmflut überrascht wurde. Man hört diese Nachrichten und ist fassungslos ob so viel Ignoranz, man stumpft immer mehr ab und betrachtet derlei tragische Schicksale als Kollateralschäden in einer immer dümmer werdenden Welt. In unseren Zeiten hat sich das Wetter gefälligst nach unseren geplanten Freizeitaktivitäten zu richten, wo kämen wir denn hin, wenn man die morgendliche Joggingrunde aufgrund eines albernen Sturmes ausfallen lassen müsste. Und am Jadebusen ist es so schön, da muss man unbedingt im Wohnmobil übernachten, die ausführlich vorab angekündigte Sturmflut wird schon nicht so schlimm werden. Ignoranz und Dummheit fordern ihren unvermeidbaren Tribut.

Natürlich gab es auch Regionen in Deutschland, die von alledem nichts mitbekommen. In Ofenhessen z. B. gab es die eine oder andere Windböe und immerhin etwas Regen in der Nacht von Samstag auf Sonntag.

Mitte der Woche kam die unvermeidliche Wärme zurück. Immerhin konnten sich weite Teile Deutschlands über einen herrlichen grauen und halbwegs kühlen Novemberbeginn freuen, Teile des Westens, Südwestens und auch Ofenhessen hatten allerdings Dauersonne. In den folgenden Tagen ging es so weiter, einige Regionen hatten schönes, bewölktes Herbstwetter, anderen Regionen leuchte der gelbe Pestball am Himmel heim. Die Temperaturen waren deutlich zu warm.

Eines kann uns allerdings selbst die Wärme und die Dauersonnenfolter in dieser Jahreszeit nicht nehmen. Die nach der unsäglichen Zeitumstellung endlich wieder früh genug einsetzende Dunkelheit, dieser herrliche Zustand der Lichtlosigkeit, der zumindest visuell sehr viele Exkremente der sofetischen Gesellschaft zudeckt. Aber leider fordert auch hier der unsägliche Zeitgeist seinen Tribut in Form von Lichtverschmutzung. Gerade in den Ballungsräumen ist es nie wirklich Nacht, es besteht eine ekelhafte, meist orangefarbene Grundhelligkeit, die nicht nur augenkrebsfördernd ist sondern auch den Blick in die Schönheit des unendlich erscheinenden, nächtlichen Sternenhimmels verwehrt. Das war jedoch nicht immer so. Einige erinnern sich vielleicht noch an Straßenbeleuchtung, die die Ästhetik der Nacht angemessen schummrig beleuchtete und so die Nachtatmosphäre noch unterstrich; die mit fahlem Schein wie eine Art künstliches Vollmondlicht wirkte in Zeiten, als des Nachts auch noch weitgehend Ruhe herrschte und die sofetische Spaßgesellschaft noch nicht exzessiv rund um die Uhr vor sich hin lärmte. Quecksilberdampflampen (HQL) erzeugten dieses fast schon magisch wirkende Licht, eingebaut in Leuchten, die noch nicht aussahen wie Realität gewordene, im wabernden Drogenrausch entstandene, feuchte Designeralpträume. Alleine schon der Einschaltvorgang in der Dämmerung war ein ästhetisches Schauspiel. Wie von Geisterhand zum Leben erweckt, flackerte die Laterne beim Zünden des Brenners unrhythmisch und immer ein wenig unheimlich anzuschauen, meist in leicht rosafarbenem Licht auf, um danach erst düster grünlich und beinahe schamvoll zu leuchten und erst im Lauf von etwa einer Minute zu voller Leuchtkraft zu finden, um dann verhalten strahlend zu jubeln, Ja ich bin noch da! Derartige Sinneseindrücke kann eine LED Leuchte nicht bieten, die ist einfach an und viel zu hell!
Anbei ein Bild guter alter Straßenlaternen, hier in einer besonders eleganten Form ;-)


Aber ich schweife ab. :-) Wenden wir uns nach all diesen Sentimentalitäten dem aktuellen Wetter zu. Hat der heutige, herrliche Tag mit dem Regen, der danach einfließenden kühlen Luft und den daraus resultierenden, angenehmen Temperaturen jetzt endgültig den Herbst eingeläutet? Tja, von den Temperaturen her wohl schon, dennoch wird sich am Montag und Dienstag ein Hochdruckkeil zu uns vorschieben und zunächst vergleichsweise ruhiges Wetter bringen. Dieser Hockdruckkeil wird dafür sogen, dass sich in der Nordhälfte trockenere Luft durchsetzen kann, während im Süden noch die feuchtere Luft verbleibt. Etwas Regen wird vor allem im Süden und Südosten zu erwarten sein, während etwa ab einer Line Rheinland-Pfalz – Sachsen eher trockenes Wetter zu erwarten ist. Ab Mittwoch scheint ein Tiefdruckgebiet über Italien Einfluss auf unser Wetter zu nehmen, mehr Wolken und gelegentlicher Regen sind die Folgen. Nach Nordosten ist auch mit Sonne zu rechnen. Die Temperaturen bleiben im herbstlichen Rahmen, was für die Flachländler Höchsttemperaturen von 10 bis 12 Grad bedeutet. Nachts kann es durchaus kühl werden, je nachdem ob es aufklart oder nicht. Damit ist am ehesten in der ersten Wochenhälfte zu rechnen.

Wie geht es danach weiter? Auch hier ist sich die Modellwelt momentan überraschend einig und lässt in den aktuellen Berechnungen den Azorenhoch-Mist schön auf dem Atlantik verhungern. Die Folge für uns ist eine westlich/nordwestlich geprägte Strömung, die für wechselhaftes und angenehm herbstlich temperiertes Wetter sorgt. Es sieht also danach aus, dass zum nächsten Wochenende bzw. zum Anfang übernächster Woche Tiefdruckgebiete das Sagen haben. GFS und ECMWF berechnen sogar eine Austrogung des Island-Tiefs für den Beginn der übernächsten Woche. Und der Kontrolllauf des GFS 12Z lässt uns mit einem Kälteporno im Ultraglaskugelbereich das Sabbern beginnen. (Karte siehe unten) In einer ausgeprägten Nordströmung würde das für -10 Grad bei 850 hpa selbst in Ofenhessen reichen. Das wird aber mit fast schon an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nur ein Ausrutscher nach „unten“ sein … oder vielleicht doch ein Fingerzeig?

(c) www.wetterzentrale.de

Dr. Cohen hat nämlich am Freitag getwittert und mitgeteilt, dass eine Blockadesituation in der Barentssee erfolgt. Wie er (und wir) nach dem letzten Winter gelernt haben, ergibt sich daraus oft eine Kaltlage für Europa. Zunächst wird aus dieser Blockade Barentssee aber nur ein kaltes Asien resultieren, also erst einmal keine Auswirkungen auf die Temperaturen bei uns haben.
https://twitter.com/judah47?lang=de

Zudem scheint sich der Waccy-Effekt erstmals bemerkbar zu machen. Die Temperaturen in der Arktis sind jenseits von gut und böse, genau wie wir es 2016 erstmals beobachtet haben. Und die Kälte sucht sich ihren Weg, hoffentlich den richtigen! :-)
http://www.karstenhaustein.com/reanalysi...8f00_equir.html

(Vielen Dank für die Hinweise Micha!)

Danke sehr.
Die Straßenlampengeschichte ist mir wieder mehr ins Bewusstsein gerückt, als ich in der Rhön war. In manchen Thüringischen Dörfern stehen noch alte DDR Laternen rum. Bei den herrlichen Funzeln war das alte Gefühl sofort wieder da.
Und die RSL1 bzw. RSL2 gefällt mir gut, die hat Stil.


(c) Michael Fiegle, Lizenz: CC-BY-SA-3.0

Wahrscheinlich plärren sie dann noch mehr rum. Und dann muss man sich wieder diesen grenzdebilen Spruch anhören: Es soll doch wärmer werden! Wo ist denn jetzt der Klimawandel? Ich merk nix davon!

Danke dir, Stefan, für die Einschätzung der momentan tollen Wetterlage. Ich hoffe nur, dass wir dies nicht später gegen Ende November mit tagelangen Südwestlagen teuer bezahlen müssen

Hach, die letzten 24 Stunden waren zum Einrahmen: Rückgang der Temperatur von 10 auf aktuell 4 Grad am Morgen, ca. 20 mm Niederschlagsumme und der Himmel tief wolkenverhangen. Und jetzt ausserhalb meines Büros sind schon die ersten Bäume ganz leicht mit Schnee überzogen. Und nein - ich arbeite nicht auf dem Bachtel

Zitat von Eisgott der Verkünder im Beitrag #13

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Hier mal wieder Brachialsonne bei 9 Grad. Aber ich schätze, ab morgen wird es weniger Lux werden.

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