Zitat von Kyoudai Ken im Beitrag #611Cube, denkst du die Modelle sind aktuell überfordert und rasten einfach völlig aus? Wenn ja, woran liegt das? Vielleicht die letzten Updates? Denn die 40 Grad hätte ja eigentlich schon nächste Woche bis Mittwoch kommen sollen. Kam sie zum Glück nicht. Es wurde jetzt in die Glaskugel um das nächste Wochenende verschoben.
Jörg Kachelmann hat mal geschrieben, daß Wettermodelle keine "Probleme" haben können oder ähnliches. Oder es wäre schlicht Quatsch, wenn man sagt, daß sich bspw. EZ an GFS "angepasst" hat, Wettermodelle kommunizieren ja nicht miteinander. Sie sind keine Menschen, sondern schlicht Wettermodelle, die auf mathematischen Berechnungen beruhen. Ihnen "menschliche" Attribute zu verleihen wäre schlicht dumm.
Das heißt, wenn in einem Wettermodell 45° angezeigt werden, dann ist das eben das Ergebnis der Parameter-Berechnungen und mit der entsprechenden Seriösität hinzunehmen. Ob das dann letzlich eintritt, steht aber auf einem anderen Blatt.
Gruß
Helmut
"Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht"
Zitat von Kyoudai Ken im Beitrag #611Cube, denkst du die Modelle sind aktuell überfordert und rasten einfach völlig aus? Wenn ja, woran liegt das? Vielleicht die letzten Updates? Denn die 40 Grad hätte ja eigentlich schon nächste Woche bis Mittwoch kommen sollen. Kam sie zum Glück nicht. Es wurde jetzt in die Glaskugel um das nächste Wochenende verschoben.
Jörg Kachelmann hat mal geschrieben, daß Wettermodelle keine "Probleme" haben können oder ähnliches. Oder es wäre schlicht Quatsch, wenn man sagt, daß sich bspw. EZ an GFS "angepasst" hat, Wettermodelle kommunizieren ja nicht miteinander. Sie sind keine Menschen, sondern schlicht Wettermodelle, die auf mathematischen Berechnungen beruhen. Ihnen "menschliche" Attribute zu verleihen wäre schlicht dumm.
Das heißt, wenn in einem Wettermodell 45° angezeigt werden, dann ist das eben das Ergebnis der Parameter-Berechnungen und mit der entsprechenden Seriösität hinzunehmen. Ob das dann letzlich eintritt, steht aber auf einem anderen Blatt.
Gruß
Helmut
Mit "Probeleme" meine ich aufgrund der neuen Modellparameter, die mit den letzten Update einprogrammiert wurden gibt es Probleme, weil sie Irre Werte und Wetterkarten ausgeben, die am Ende nicht eintreffen. Wie man jetzt auch sieht. Die 40 Grad sollten eigentlich Dienstag kommen. Die sind jetzt nur noch 30 Grad. Ich weiß, im Glaskugelbereich ist das so oder so schwierig. Aber so eine Richtung von ü40 ist schon eine krasse Berechnung. Ich stelle in Frage, ob das überhaupt mit den aktuellen Gegebenheiten möglich wäre einzutreffen.
Modellangleichung bezieht sich nicht auf "Vermenschlichung" und auch nicht auf Kommunikation zwischen den Modellen. Es bezeichnet nur, dass die Modelle die aufkommende Situation ähnlich sehen. Mit Anthropomorphismus hat das absolut nichts zu tun.
Mich beunruhigen die immer wiederkehrenden Hitzehöllerechnungen von GFS für den 18. Juli zutiefst!! Ich denke, wir kommen an diesem Wahnsinn nicht vorbei, und ich hoffe nur, dass es wie berechnet schnell vorüber ist.
Trotzdem: Was ist mittlerweile mit diesem Planeten los??
Zitat von Jo2009 im Beitrag #624Mich beunruhigen die immer wiederkehrenden Hitzehöllerechnungen von GFS für den 18. Juli zutiefst!! Ich denke, wir kommen an diesem Wahnsinn nicht vorbei, und ich hoffe nur, dass es wie berechnet schnell vorüber ist.
Trotzdem: Was ist mittlerweile mit diesem Planeten los??
LG Euer Jo
GFS war dieses Jahr immer besonders schlecht. Ich hoffe die Wogen glätten sich noch. Mittwoch weiß man deutlich mehr.
Was für Südeuropa heutr schon normal ist, wird bei uns in wenigen Jahren dann auch so sein. Ich kann mir die über 40 Grad als normal sehr gut vorstellen. Erst recht wenn es länger trocken ist und sich die Meere immer mehr aufheizen, wo sollen dann noch erträgliche Temperaturen her kommen. Ich erinnere mich noch gut an 2003, als die Hitzewelle kein Ende nehmen wollte.
Zitat von Kyoudai Ken im Beitrag #611Cube, denkst du die Modelle sind aktuell überfordert und rasten einfach völlig aus? Wenn ja, woran liegt das? Vielleicht die letzten Updates? Denn die 40 Grad hätte ja eigentlich schon nächste Woche bis Mittwoch kommen sollen. Kam sie zum Glück nicht. Es wurde jetzt in die Glaskugel um das nächste Wochenende verschoben.
Ja, die Hitzewelle war vor ca einer Woche schon am kommenden Mittwoch angesagt, aber dann haben die Modelle kurzzeitig umgeschwenkt und das Höhentief westlich von Spanien zog die Saharaluft nordwestlich auf den Atlantik, so dass Platz für die "kühle" Nord/Nordwest-Strömung bei uns Platz gemacht wurde. Es war nur aufgeschoben und nicht aufgehoben. Nun schwappt der aufgestaute Dreck am nächsten Wochenende dann ostwärts.
Zu den GFS-Hauptläufen gibt es aktuell einige Diskussionen in den seriösen Twitterkanälen. Oftmals wird vermutet dass GFS einen Hang zum Überschätzen der maximalen Tages-Temperaturen auf 2m für Prognosetag 7 hat. Das ist aber allgemein nicht der Fall sondern nur regional/lokal und wahrscheinlich auch nur bei gewissen Grosswetterlagen. WorldClimateServices hat gestern eine sehr interessante Analyse gemacht: Sie haben alle GFS-Hauptläufe der letzten 45 Tage genommen und geschaut wie die tägliche max Temperatur auf 2m am Prognosetag 7 tatsächlich war und dann mit den gemessenen maximalen T2m an den Messstationen verglichen. In der Karte unten ist der Durchschnitt dieser Abweichungen für Prognosetag 7 dargestellt:
Bei GFS liegt also kein universeller Hang zur Überschätzung vor, sondern während der letzten 45 Tage gibt es zu warme (eher Westen) und zu kühle (Osteuropa) Regionen.
Nun gibt es für nächsten Samstag aktuell grosse Unterschiede in den prognostizierten T850hPa von bis zu 5 Grad für Frankreich und Südengland zwischen GFS und ECMWF obwohl die Konstellation und Lage des Höhentiefs westlich von Spanien und des Hitzekeils über Spanien/Frankreich am nächsten Samstag ziemlich ähnlich sind; Unterschiede gibt es jedoch in der "Stärke" des Tiefs und des Hochs und damit des Temperaturgradienten und damit der Windgeschwindigkeit mit welcher die Saharaluft nordwärts gepumpt wird (meine Anmerkung).
Der Punkt, auf den M Rantanen hinaus will, ist aber die Bodenfeuchte und er vermutet dass GFS die Bodenfeuchte unterschätzt. Man schaue sich dazu die simulierte Bodenfeuchte von GFS über Frankreich an wo die Böden die gleiche Bodenfeuchte haben wie ein Parkplatz in Marokko, verglichen mit der deutlich höher simulierten Bodenfeuchte von Icon. Die simulierte Bodenfeuchte kann man bei Kachelmann übrigens selber nachschauen aber nur für diese beiden Modelle. Im Weiteren vermutet er dass das bei GFS parametrisierte Bodenfeuchte-Bodentemperatur-Feedback viel zu sensitiv ist und dann numerisch gesehen ein "runaway" Phänomen auftritt: trockener Boden -> keine Verdunstung, die gesamte Strahlungsenergie geht in sensiblen Wärmefluss über -> T2m springt in die Höhe -> Boden trocknet noch stärker aus -> und so weiter und so fort. Dieser Feedback wird dann unkontrollierbar und wenn die heisse Saharaluft über die ohnehin schon seit April ausgetrockneten Böden Frankreichs strömt kann dieses "runaway" Modell-Feedback anspringen.
...it seems the feedback doesn't kick in until much higher temps (35C+), when the model dries out the land surface too much, leading to excessive heating and therefore more drying and heating in subsequent days of the forecast, etc.
Seit ca 2012 haben wir die Leitplanken des stabilen Klimas, so wie wir es kennen, verlassen und begeben uns immer weiter in klimatologisches Neuland wo Grosswetterlagen auftreten für welche die numerischen Modelle nur ungenügend kalibriert wurden. Die Modelle wurden mit solchen extremen Spanish Plumes oder ähnlich kranken Konstellationen nächster Woche nicht oder nur ungenügend kalibriert weil diese erst in den letzten 5-10 Jahren vermehrt und grossflächig auftraten. Das bedeutet dass die Modelle noch nie mit solchen Hitzevorstösse mit Temperaturen um die +40 Grad in die gemässigten Breiten konfrontiert waren und ein "runaway" T2m-Bodenfeuchte-Modell-Feedback auch nie unter realen Bedingungen getestet und verifizert werden konnte. Abgesehen von der Hitzewelle im Juni und Juli 2019 traten diese krassen Ereignisse eigentlich nie bei uns auf. Die Modelle müssen mit diesen "neuartigen" kranken Geopotentialverformungen klar kommen, sie wurden aber aus meiner Sicht nur unzureichend für solche Ereignisse "angepasst" oder neu kalibriert weil es (noch) zuwenige Daten dafür gibt.
Bei solchen "noch nie dagewesenen" Konstellationen laufen die Modelle grundsätzlich auf Sicht weil sie nicht dafür trainiert wurden.
Klimatologisches Neuland eben, auch für die Modelle.
Übrigens hat Simon Lee noch die 8. Todsünde verkündet
PS: Mir war im ersten Absatz noch ein Fehler unterlaufen. Es sollte natürlich heissen: Es war nur aufgeschoben und nicht aufgehoben. Ich hab's korrigiert.
Laut GFS zeichnet sich eine 5-6-tägige Hitzewelle bei uns ab. Soweit der aktuelle Stand. Da kann man wenigstens die Hitzetage abzählen und einen Countdown machen.
Zitat von Autumn im Beitrag #623Ich kann mir nicht vorstellen, dass es hier in Mitteleuropa 45°C werden kann.
Bei entsprechender meridionaler Lage, durch eine ein/zweiwöchige Blockade hervorgerufen, und wenn alle Randbedingungen dafür gegeben sind, mit einer Spanish Plume oder ein mehrwöchiges Sommerhoch mit 600gpdm auf 500hPa wären regional kurzzeitige Tmax von 45 Grad in den nächsten Jahren für mich durchaus denkbar. Allerdings müsste man dann wirklich alles passen.
Vor drei Jahren wurden im Juni und Juli 2019 die europäischen Rekorde geschreddert, nicht um +0.1 Grad, sondern teilweise um mehrere Grade. Aber irgendwann wäre dann auch mal das Hitze-Potential erreicht. Letztes Jahr im August oder Juli hatte GFS in einem Member auch mal den 30er auf T850hPa über dem Balkan drin. Physikalisch wäre so was durchaus möglich wenn die Randbedingungen dazu vorhanden sind.
Die fehlende Bodenfeuchte ist das große Dilemma. Der Vergleich mit dem marokkanischen Parkplatz im Sommer ist treffend. Trockenheit im Frühjahr ist der der Motor für Hitzesommer und fortschreitener Dürre. Das sehe ich auch als absoluter Laie. Wenn man sich die letzten Jahre betrachtet, ist das Muster genauso abgelaufen. Es ist ein Teufelskreis. Was ich auch beobachte ist, dass es kaum spürbare Lufbewegung gibt. Oder täusche ich mich?
Unten noch die Verteilung der T850hPa über Afrika für nächsten Samstag. Mit der prognostizierten Druckverteilung inklusive dem Höhentief westlich von Spanien wird ein grosser Teil der Sahara-Hitze, die sich normalerweise quer über die Sahara verteilt, in den westlichen Teil der Sahara gedrückt und von dort dann teilweise nordwärts gepumpt und folglich bleibt die Zentralsahara mit den 20-25er "kühler" als normal. Dies einfach noch zur Einordnung was in einer Woche höchstwahrscheinlich folgt...
Zitat von Cube im Beitrag #633Unten noch die Verteilung der T850hPa über Afrika für nächsten Samstag. Mit der prognostizierten Druckverteilung inklusive dem Höhentief westlich von Spanien wird ein grosser Teil der Sahara-Hitze, die sich normalerweise quer über die Sahara verteilt, in den westlichen Teil der Sahara gedrückt und von dort dann teilweise nordwärts gepumpt und folglich bleibt die Zentralsahara mit den 20-25er "kühler" als normal. Dies einfach noch zur Einordnung was in einer Woche höchstwahrscheinlich folgt...
Zitat von Kyoudai Ken im Beitrag #632Danke für die sehr ausführliche analyse, Cube!
Also erstmal nicht verrückt machen, ja? 06Z rastet schon wieder bei GFS VÖLLIG aus...
Wir können nur abwarten, die nächsten Läufe anschauen und dabei hoffen dass die prognostizierte Hitze nicht allzu brachial ausfällt und sich nicht allzu lange hinzieht.
Zitat von Kyoudai Ken im Beitrag #632Danke für die sehr ausführliche analyse, Cube!
Also erstmal nicht verrückt machen, ja? 06Z rastet schon wieder bei GFS VÖLLIG aus...
Wir können nur abwarten, die nächsten Läufe anschauen und dabei hoffen dass die prognostizierte Hitze nicht allzu brachial ausfällt und sich nicht allzu lange hinzieht.
Immerhin verschieben die Modelle die Hitze immer weiter nach hinten, sie kommt gar nicht aus dem Glaskugelbereich raus. Ich hoffe, dass sie irgendwann auch wieder bei maximal 33 Grad landen wird...
Am besten wäre es, wenn die Modelle die Hitze solange nach hinten berechnen würden, bis sie es gar nicht mehr zu uns schafft, weil es da dann November ist. 😁
Zitat von Gery im Beitrag #637Am besten wäre es, wenn die Modelle die Hitze solange nach hinten berechnen würden, bis sie es gar nicht mehr zu uns schafft, weil es da dann November ist. 😁
Bevor die Hitze so lange verschoben wird, kapituliert Putin... :/
Aber Fakt ist, dass GFS am meisten übertreibt und heuer schon oft daneben gelegen ist, was die Temperaturen betrifft. Sonntag nächste Woche bis Mittwoch übernächste Woche, Stand jetzt, dürften den Höhepunkt dieser bescheuerten Wetterlage darstellen.
Zitat von Kyoudai Ken im Beitrag #632Danke für die sehr ausführliche analyse, Cube!
Also erstmal nicht verrückt machen, ja? 06Z rastet schon wieder bei GFS VÖLLIG aus...
Wir können nur abwarten, die nächsten Läufe anschauen und dabei hoffen dass die prognostizierte Hitze nicht allzu brachial ausfällt und sich nicht allzu lange hinzieht.
Immerhin verschieben die Modelle die Hitze immer weiter nach hinten, sie kommt gar nicht aus dem Glaskugelbereich raus. Ich hoffe, dass sie irgendwann auch wieder bei maximal 33 Grad landen wird...
Ich spekuliere, dass es eventuell sogar so sein wird.