Man spürt im Dezember schon einen Stich in der Magengrube wenn man nur daran denkt. Im Januar erinnert uns der bereits spürbar spätere Sonnenuntergang daran und im Februar wird das mulmige Gefühl so langsam wieder zum täglichen Begleiter. Im März wird einem wieder so richtig bewusst dass das, was man während dem Polarwirbelhalbjahr erfolgreich in die hintersten Ecken seines Bewusstseins verdrängte, sich mit der Umstellung auf die Sofetenzeit wieder gnadenlos materialisiert.
Denn es ist unausweichlich und es ist unerträglich.
Das unheilige Treibhausgashalbjahr hat wieder begonnen.
Was früher mit dem Frühling noch als gemässigter Übergang zwischen Winter und Sommer bezeichnet wurde, mit wochenlangem Reinbrettern der Westdrift nach Mitteleuropa dank gesundem Jetstream, bildet heute den Beginn des qualvollen Treibhausgashalbjahres das sich zunehmend zum wahren mitteleuropäischen Albtraum entwickelt und die traditionellen Jahreszeiten Frühling, Sommer und Herbst im Kochkessel der Klimakatastrope zum Treibhausgashalbjahr verschmelzen lässt.
Denn die Leitplanken eines stabilen Klimas haben wir schon seit mindestens 2012 verlassen. Das Signal des Klimawandels im täglichen Wetter ist auf globaler Ebene seit 2012 ersichtlich, denn die globalen Wettermuster liegen seit 2012 ausserhalb der natürlichen Variabilität des täglichen Wetter. Damit bewegen sich die globalen Wettermuster seit einer Dekade definitiv ausserhalb der bisherigen klimatologischen Leitplanken und wir haben absolutes klimatologisches Neuland betreten. Mit den Folgen von brachialen und kranken Geopotentialverformungen über Mitteleuropa während dem Treibhausgashalbjahr.
An den europäischen klimatologischen Rahmenbedingungen hat sich in den letzten Jahren nichts geändert: Infolge Abschwächung und Mäandrierung des Jetstreams durch die Arktische Amplifikation ergeben sich immer mehr meridionale Strömungsmuster mit blockierenden Grosswetterlagen; mit präferentieller Positionierung der atlantischen Tiefs über dem kalten Fleck im Atlantik südlich von Grönland. Eine Änderung der Rahmenbedingungen für Mitteleuropa würde sich nur ergeben wenn die arktische Eisschmelze zurückginge und sich dadurch der Golfstrom stabilisiert und der kalte Fleck verschwinden würde. Aber darauf ist in der nahen Zukunft nicht zu hoffen und einer der renommiertesten Klimaprofessoren – Michael E Mann – hat vor zwei Wochen bestätigt dass er sich mit seiner Hypothese geirrt hat: Dass der kalte Fleck im Atlantik doch nicht eine mehrdekadige Oszillation zwischen kalten und warmen Phasen sei, wie ursprünglich postuliert.
Somit muss davon ausgegangen werden dass sich das bekannte qualvolle Muster der vergangenen Treibhausgashalbjahre in der einen oder anderen Form wiederholen wird und somit stellt sich die Frage ob das Treibhausgashalbjahr dieses Jahr in gemässigter Form auftritt oder in der Albtraum-Version wie 2018.
Beschränken wir uns mal auf den kommenden April. Da sich an den klimatologischen Rahmenbedingungen der letzten Jahre nichts geändert hat wird auch der April sich so präsentieren wie während den letzten Jahren. Ein Blick auf die durchschnittliche Druckverteilung der letzten sechs Aprilmonate (unten) zeigt klar dass nur ein Aprilmonat tiefdruckdominiert war, nämlich 2016. Bei allen anderen Jahren dominierte Hochdruck entweder westlich von oder über Europa. Unvergessen bleibt der Albtraum-April 2018 mit dem Osteuropa-Hoch und der permanenten verstörenden Südanstörmung.
Ein Blick auf die DWD-Auswertung der Aprilmonate zeigt sogar dass der April seit Jahrzehnten nicht unbedingt ein nasser Monat ist aber seit 2010 systematisch zu trocken. Alles andere als ein zu trockener April wäre für mich eine Riesenüberraschung
Von der Historie nun zu den Prognosen der saisonalen Modelle. Stellvertretend für die verschiedenen Wetterdienste die April-Prognose von ECMWF (oben) und dem englischen Wetterdienst UKMO (unten) vom 1. März. EC zeigt die hoffnungsvollere Variante mit dem Kernhoch westlich von England mit Ausläufern nach ME und Tiefdruck über Skandinavien was zu vereinzelten Kaltfrontdurchbrüchen bis nach ME führen und erträgliche Temperaturen (Mitte) mit sich bringen könnte. Beim Niederschlag (rechts) sieht EC immerhin Normalwerte – aber da bleibe ich noch skeptisch. Die hässliche Variante zeigt UKMO mit Hochdruck (unten links) über dem Balken/Osteuropa und das sieht eher der April 2018 Variante ähnlich. Entsprechend schauderhaft hoch sind auch die prognostizierten Temperaturen über ME (unten Mitte).
Für April ist also eine grosse Streuung der Modelle verhanden. Hoffnungsvoll stimmt zudem dass der DWD und die Japaner den April für ME ziemlich ähnlich sehen wie ECMWF, während sich zur UKMO-Variante eigentlich nur die Franzosen gesellen. Also Mässigung oder Albtraum. Aber mit den saisonalen Prognosen für das Treibhausgashalbjahr ist das immer so eine Sache 😉
Unschön ist die Tatsache dass das aktuelle 46-Tage ECMWF für Anfang April vorläufig nur Hochdruck für ME sieht (schwarzer Kasten)
Ob das dann aber tatsächlich so kommt steht wie immer auf einem anderen Blatt. Immerhin konnte sich der stratosphärische Polarwirbel nach der Windumkehr am 5. Januar wieder regenerieren und strebt Ende April seinem natürlichen Final Warming entgegen. Damit besteht weiterhin die Möglichkeit dass bei der Auflösung des sPW die polare Kaltluft doch noch für spätere Kaltluftausbrüche während den Eisheiligen oder Schafskälte sorgen könnte. Und wie es dann Richtung Sommer weitergehen wird hängt vermutlich auch von den Meerestemperaturen (SST) ab – denn die Vergangenheit zeigte dass ein zu kalter Fleck im Atlantik im Mai mit mitteleuropäischen thermonuklearen Hitzewellen korreliert. Dies war schon 2015 und 2018 so. Ein Vergleich der SSTs im Nordatlantik zeigt jedoch dass das deutlich zu kalte Muster der SSTs Ende März 2018 (unten links) aktuell nicht auftritt (unten rechts). Und alles was anders ist als 2018 ist schon mal gut.
Wir werden sehen wie sich das alles entwickelt. Ob Mässigung oder Albtraum.|addpics|w6x-22-a3af.png-invaddpicsinvv,w6x-23-0c82.png-invaddpicsinvv,w6x-24-1ec4.png-invaddpicsinvv,w6x-25-9c3f.png-invaddpicsinvv,w6x-26-da67.png-invaddpicsinvv,w6x-27-e164.png-invaddpicsinvv|/addpics|
Vielen Dank für die ausführliche Vorausschau. Ich hoffe sehr, dass sich erstmal der April vom letzten Jahr nicht wiederholt. Diese wochenlange Dauerbestrahlung bei blitzblankem Himmel ohne einen Tropfen Regen war die Hölle.
Wie vorhergesagt wird der März deutlich zu trocken enden. Und wenn es wirklich zu dem Temperatursprung nächste Woche kommt, wird auch dieser Monat zu warm? Die Modelle sind sich aber noch uneinig. Hoffe die Tiefs haben ihre Chance.
Klasse die Ist-Situation zusammengefasst und einen differenzierten Ausblick erstellt. Vielen Dank Cube.
Ja, das mit dem Treibhausgashalbjahr kommt dann doch immer wieder mehr oder weniger unvermittelt. ;-) Noch ist alles schick. Heute bei mir mit schönem Grauhimmel und aktuell 5,8 Grad. Aber das wird sich ab morgen ändern. Nun ja, es ist ja jedes Jahr das gleiche. Für den Frühling sehe ich es ähnlich wie du, wir haben durchaus noch gute Chance auf die ein oder andere kühlere Periode. So eine Vollkatastrophe wie 2018 wird es nicht geben denke ich. Immerhin waren 2018 die klimatischen Vorzeichen anders, Stichwort vorzeitige Polarwirbelauflösung und der dadurch verbundene Dauersommer von April bis Oktober.
Niederschlagsmäßig wird es erfahrungsgemäß wieder eher mau aussehen, da aus den von dir geschilderten, mittlerweile allgemein bekannten, Gründen so oder so der Hochdruck dominieren wird. Der letzte halbwegs "verregnete" Sommer datiert nun auch schon wieder auf 2017 zurück und so etwas wird in Zukunft die Ausnahme sein und vermutlich auch immer seltener werden, je mehr diese ganze elende Erwärmung Fahrt aufnimmt.
----------------- "I've always been mad, I know I've been mad, like the most of us...very hard to explain why you're mad, even if you're not mad..." (Pink Floyd)
Einen verregneten Sommer mit max,. 20 Grad, das wäre super. Ich würde die Sofeten jeden Tag ärgern. Das wäre ein Spaß und die Natur würde sich auch freuen.
Bei uns soll es nur morgen sonnig werden und nächste Woche ein paar Tage. Ab Donnerstag bis über Ostern bewölkt. Das wäre erstmal okay, aber abwarten, wir werden ja meistens enttäuscht.
Der "Hitzepickel" nächste Woche scheint ja bisher nur temporär zu sen. Hoffentlich bleibt es dabei. Die Sofetendeppenmedien jubeln ja schon wieder über 20 °C. Mann, verpisst Euch doch ins Death Valley, da habt Ihr Sonne und Hitze ohne Ende!!!
Zitat von Jo2009 im Beitrag #11Der "Hitzepickel" nächste Woche scheint ja bisher nur temporär zu sen. Hoffentlich bleibt es dabei. Die Sofetendeppenmedien jubeln ja schon wieder über 20 °C. Mann, verpisst Euch doch ins Death Valley, da habt Ihr Sonne und Hitze ohne Ende!!!
LG Euer Jo
Wir wollen mal nicht wieder im Hamsterrad der Illusionen herum rennen. Die Modelle haben bei mir einmal 23°C open end ausgegeben, also wird es auch so kommen...
In der neuen Woche wird es richtig warm Am Samstag macht der Frühling kurz Pause: Bereits in der Nacht bringt eine Kaltfront Regen und Wind. Tagsüber bleibt es in den zentralen und östlichen Bergen länger bewölkt und nass. Sonst wird es aus Westen wieder freundlicher. Im Norden 12, im Süden 17 Grad. Am Sonntag ist es ziemlich sonnig mit Schleierwolken, am Montag und Dienstag gibt es viel Sonnenschein. Dazu wird es von Tag zu Tag wärmer: Am Sonntag im Norden um 16 Grad, ab Montag beidseits der Alpen 18 bis lokal 22 Grad warm.
Einmal mehr fürchterliche Aussichten !!!
Ab 6.30 Uhr hell, Sonntag MESZ .... was will man (als Sofet) noch mehr ??? ....
"In den kommenden Tagen erwartet uns traumhaftes Fürhlingswetter.
Der Winter ist wohl endgültig vorbei. Nach dem Kälteeinbruch am Wochenende legen die Temperaturen nun wieder deutlich zu. Dabei wird es von Tag zu Tag wärmer, bereits am Freitag könnte die 20-Grad-Marke geknackt werden. Das milde Wetter bleibt uns dabei bis weit in die kommende Woche erhalten."
Laut den Wettermodellen zeichnet sich für Deutschland eine erneuerte Kühlphase nach dem Wärmebuckel zum Monatsende ab. Die Großwetterlage sieht bei +240h sowohl bei ECMWF als auch bei GFS recht ähnlich aus. Ein ausgeprägtes Hoch auf dem Atlantik sorgt für eine schöne Austrogung über Europa. Nach dem GFS Hauptlauf wäre die Konstellation perfekt, bei ECMW ist der Trog etwas westlich verschoben, weil ein Hochdruckgebiet aus Südosten dagegen drückt, das für eine ausgeprägte LMG über Deutschland sorgt. Das wäre für Osteuropa und Österreich natürlich schlecht, weil die Konstellation für diese Region jede menge Warmluft anzapfen würde. Na mal sehen, was das dann tatsächlich gibt. Das ausgeprägte Atlantikhoch würde jedenfalls sehr gut zu Cubes Theorie des realtiv warmen Atlantik passen.
----------------- "I've always been mad, I know I've been mad, like the most of us...very hard to explain why you're mad, even if you're not mad..." (Pink Floyd)
Es ist einfach nur Kacke. Sobald dieser Drecksplanet am wolkenlosem Himmel steht, ist die Hitze und das unangenehme Gefühl da. Für mich gibt es nix Schlimmes als zu schwitzen. Selbst im November hatten wir diese Dreckssituation. Jede noch so kleine Wolke ist so wichtig, die den Sofetplanet verdeckt. Es bleibt spannend ob wir in den nächsten Wochen nicht nur Sofetenwetter bekommem. In den Langzeitvorhersagen wurde geschrieben dass das Frühjahr und der Sommer zwar warm wird, aber nicht die große Hitze kommt und keine Dürre. Ich hoffe sehr, dass die Experten recht behalten.
Zitat von Winterfan im Beitrag #17Es ist einfach nur Kacke. Sobald dieser Drecksplanet am wolkenlosem Himmel steht, ist die Hitze und das unangenehme Gefühl da. Für mich gibt es nix Schlimmes als zu schwitzen. Selbst im November hatten wir diese Dreckssituation. Jede noch so kleine Wolke ist so wichtig, die den Sofetplanet verdeckt. Es bleibt spannend ob wir in den nächsten Wochen nicht nur Sofetenwetter bekommem. In den Langzeitvorhersagen wurde geschrieben dass das Frühjahr und der Sommer zwar warm wird, aber nicht die große Hitze kommt und keine Dürre. Ich hoffe sehr, dass die Experten recht behalten.
Ich würde nicht ganz so viel auf diese Langzeitvorhersagen geben. Ein kleine Chance gibt es dennoch. Der letzte halbwegs verregnete Sommer/Herbst war 2017, auch im Anschluss an La Nina. Allerdings waren der Winter und das Frühjahr 2017 ziemlich trocken. Das war im Winter 20/21 anders. Also ein wirkliches Muster sehe ich diesbezüglich nicht.
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Durch die Medien und Wissenschaft können wir ständig immer aktualisierte Vorhersagen abrufen. Das hat Vorteile, aber auch Nachteile. Früher hat man das eher nebensächlich verfolgt-okay da gab es aber auch eher mal längere Regenphasen, die genervt haben, vor allem Landwirte. Ich gebe zu, dass ich dieses Thema am meisten anklicke. Leider macht das heutzutage eher nur noch Frust. Es ist alles abrufbar : wieviel verdunstet, wie steht es um die Bodenfeuchtigkeit, wie verhält sich der Polarwirbel und, und, und. All diese Informationen sind zwar gut, aber wir stehen vor einem Scherbenhaufen und rennen ungebremst in die Katastrophe gegen die Wand. Die Wand ist praktisch schon angekratzt.
Laut den Wettermodellen zeichnet sich für Deutschland eine erneuerte Kühlphase nach dem Wärmebuckel zum Monatsende ab. Die Großwetterlage sieht bei +240h sowohl bei ECMWF als auch bei GFS recht ähnlich aus. Ein ausgeprägtes Hoch auf dem Atlantik sorgt für eine schöne Austrogung über Europa. Nach dem GFS Hauptlauf wäre die Konstellation perfekt, bei ECMW ist der Trog etwas westlich verschoben, weil ein Hochdruckgebiet aus Südosten dagegen drückt, das für eine ausgeprägte LMG über Deutschland sorgt. Das wäre für Osteuropa und Österreich natürlich schlecht, weil die Konstellation für diese Region jede menge Warmluft anzapfen würde. Na mal sehen, was das dann tatsächlich gibt. Das ausgeprägte Atlantikhoch würde jedenfalls sehr gut zu Cubes Theorie des realtiv warmen Atlantik passen.
Ja, die Theorie vom warmen Atlantik und dessen Hoch wäre eigentlich der Umkehrschluss zum kalten Atlantik mit Tiefdruckausprägung. Somit bin ich vorsichtig optimistisch was den April angeht. Aber die Theorie stammt ja nicht von mir sondern von Prof Rahmstorf und dessen Kollegen welche Michael seit drei Jahren immer wieder erwähnte :-)
Für Tag 10 zeichnet sich zunehmend eine ganz knappe Kiste der Luftmassengrenze über Deutschland/Schweiz/Österreich die entscheidet ob der eigene Wohnort noch in den Genuss von angenehmen Temperaturen zu liegen kommt oder die subtropische Südströmung abbekommt. Da ist schon fast jeder Kilometer, wo man westlicher wohnt, Gold wert.
Zitat von Winterfan im Beitrag #17 ... In den Langzeitvorhersagen wurde geschrieben dass das Frühjahr und der Sommer zwar warm wird, aber nicht die große Hitze kommt und keine Dürre. Ich hoffe sehr, dass die Experten recht behalten.
Hm, wo hast du das denn gelesen? Das würde mich noch interessieren ;-)