Ein gewisser Ludwig Uhland schrieb einmal ein Gedicht namens «Herbststurm». Wie der Name vermuten lässt handelt es sich dabei um den Herbst und begann mit den folgenden Zeilen
Der Herbststurm braust durch Wald und Feld, die Blätter fallen nieder und von dem dunklen Himmelszelt sehn schwarz die Wolken nieder.
Das Gedicht geht zwar noch etwas weiter aber man darf sich jetzt schon fragen wie der gute Ludwig überhaupt auf die Idee kam von schwarzen Wolken und Sturm im Zusammenhang mit Herbst zu sprechen. Denn vom September 2023 konnte er sich beim besten Willen nicht dazu inspirieren lassen. Wer tiefer gräbt wird herausfinden dass das Gedicht irgendwann in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts geschrieben wurde als der anthropogen forcierte Klimawandel noch inexistent und der Jetstream stark und kräftig war um die Hochs und Tiefs in rascher Abfolge vor sich hin von West nach Ost zu treiben und dafür sorgten dass der gemässigte Sommer irgendwann Mitte August definitiv beerdigt war und man sich auf die dritte gemässigte Jahreszeit freuen durfte. Als Mitteleuropa klimatisch noch zu den gemässigten Breiten zählte und Lichtjahre von den heute auftretenden kranken europäischen meridionalen Geopotentialverformungen im 2 bis 3-Wochentakt entfernt war welche heutzutage die 15+ Grad auf 850hPa bis weit über den 60. August mit sich bringen.
Heute unvorstellbar denn der Septemberrekord wurde in diesem Monat nicht nur gebrochen, sondern einem Bulldozer gleich überfuhr dieser September die alten Rekorde indem er gleich mehrere Male vor- und rückwärts über die alten Rekorde fuhr bis diese vollständig in den Boden gehämmert wurden. Und der Sofetenfunk spricht da demonstrativ bildungsfern und mit aufgesetzten realitätsverweigernden Scheuklappen von «geniessen wir noch die paar schönen und warmen Tage»
Denn dieser September wird in Deutschland – und wohl in ganz Westeuropa - der heisseste September seit Messbeginn werden und könnte nach Prognosen der GFS-Ensembles bei 17.3 Grad Mitteltemperatur zu liegen kommen verglichen mit dem Klimamittel 1961-1990 (links). Der blaue Punkt zeigt uns diese 17.3 Grad im Vergleich zu allen Septembermonaten seit Messbeginn (rechts) währenddem der rote Kreis wohl die automatisierte Prognose zeigt und noch höher liegt (keine Ahnung warum).
(c) mtwetter.de
Aber egal, denn dies ist die Folge der ca 11-tägigen infernalischen Omega-Hitze mit bis zu 35 Grad im Südwesten (ein bis zwei Monate früher und wir hätten verbreitet die 40 Grad geknackt), und einer sich wiederholenden Dynamik die schon im letzten Augustdrittel dominierte: Eine Kaltfront bricht doch noch kurz durch, bringt zwei Tage normale Temperaturen, das Tief dieser Kaltfront endet im östlichen Mittelmeer als Kaltlufttropfen währenddem westlich das Subtropenhoch wieder aufkeilt und den atlantischen Tiefdruckkomplex über Island grösstenteils an Ort und Stelle verharren lässt und damit mehrheitlich Subtropensiff in einer brütend heissen Südwestströmung zu uns pumpen lässt.
Dieses grobe Muster zeichnet sich ja bis Ende September ab aber immerhin gibt es Anzeichen dafür dass ab Anfang Oktober der Jetstream mit etwas Glück doch mal über Mitteleuropa zu liegen kommen könnte:
(c) polarwx.com
Gleichzeitig stellt sich dann auch wieder die Frage wie sich die tropischen Depressionen und Hurricanes auf dem rekordheissen Atlantik entwickeln und auf welcher Zugbahn diese als aussertropische Sturmtiefs abgeschwächt in die Westdrift miteingebunden werden und warme Subtropenluft vor sich her schaufeln. Zwar ist selbst für Prognosetag 10 deren Eintritt in die Westdrift immer noch höchst ungewiss prognostiziert und variiert wie üblich von Lauf zu Lauf aber deren warmen Vorderseiten tauchen in den Prognosekarten doch immer wieder auf.
Obwohl sich durch den aktiven Nordatlantik in den Prognosen ab Tag 7 oder so sich immer wieder vieles gegen hinten hinaus ändert so ist der Form halber noch der weite Blick in die Glaskugel für die erste Oktoberwoche (2.-8. Oktober) unumgänglich: Und das 46-Tage ECMWF meint dann westlich und östlich flankierender Tiefdruck mit Hochdruck – wieder mal – über Mittel/Westeuropa zu erkennen:
Die Karten für Niederschlag und 2m-Temperatur kann man sich deshalb für den gleichen Zeitraum ersparen. Klickt man sich noch durch die weiteren Prognose-Wochen so bleibt der Wärmeüberschuss prominent über Europa haften obwohl die Signale dann immer mehr im Unsicherheitsrauschen verwässert werden.
Der noch weitere Blick auf die Monatsprognose des saisonalen ECMWF für die Abweichungen von z500hPa (links) und T850hPa (rechts) für Oktober zeigt uns in etwa dasselbe Muster was das 46-Tage ECMWF mehrheitlich für Oktober ausspuckt: Tiefdruck auf dem Atlantik, Hoch Osteuropa mit warmen Südwestlagen die aber gemäss dem saisonalen ECMWF nicht zu trocken ausfallen sollten.
(c) climate.copernicus.eu
Aber das wurde mal vor 23 Tagen gerechnet und ist immer so eine Sache. Ich möchte hier auch nicht explizit erwähnen dass das prognostizierte Muster für die Abweichungen der T850hPa und Geopotential auf 500hPa für November ziemlich ähnlich aussehen wie für Oktober.
Ich verzichte auf das Durchkauen der ganzen Langfristigprognosen der weiteren Monate aber man kann sich schon die Frage stellen ob der Herbst das dominante und viel zu warme Vorzeichen der Saisonalprognosen tatsächlich bis zum bitteren Ende durchziehen wird oder ob es doch noch Erlösungshoffnung auf eine länger anhaltende und tiefdruckgeprägte Herbstperiode gibt.
Auf jeden Fall betreten und erleben wir wettertechnisches Neuland. Wir werden sehen wie der restliche Herbst verlaufen wird unter dem Vorzeichen einer bis anhin noch nie erlebten Kombination eines sich immer noch im Aufbau befindenden moderaten bis starken El Ninos und vor allem eines rekordwarmen Atlantiks (dicke schwarze Linie unten).
(c) climatereanalyzer.org
Nun ja, das Herbst-Kapitel ist hiermit eröffnet, das heilige Polarwirbelhalbjahr hat endlich begonnen und Stefan hat ja auch schon den Ticker gottseidank wieder richtig eingestellt.
Hi Cube. Wie auch Fabian immer wieder sagt neigen Langfristmodelle oft dazu aktuelle Muster weiter zu führen. In den ENS der Mittelfristmodellen sieht es durchaus schon besser aus, zumindest hier für den Westen. Auch wurden die Temperaturen der nächsten Aufkeilung wieder stark zurück genommen, weil der Tiefdruck wohl doch etwas mehr in Richtung Westeuropa übergreifen soll und mit Wolken und Niederschlag die Temperaturen dämpft. Von Mittwochabend bis Freitagabend soll laut ICON aber der Taupunkt wieder extrem ekelhaft werden... GFS sieht das nicht so. Danach soll es wohl laut allen Modellen runter gehen mit den Temperaturen. Mal sehen. Ich hoffe die Exhurricanes bringen keine weiteren Vorderseiten mehr, aber ich denke wir alle wissen eh schon wie es kommt. Ich hoffe am November ist der Siff vorbei.
Bei Kachelmann wurde schon vor 2 Tagen angedeutet, dass die Ex-Hurrikane uns wieder weitere Wärme aus Südwest bringen könnte und damit auch weiter Dürre 🙄 Wir befinden uns in einer Dauerschleife, die Sommer bedeutet, anstatt Herbst. 😱
Mal wieder eine aktuelle Meldung aus dem Bergischen Land in Zeiten der Klimahölle: Aktuell 22 Grad und fast 15 Grad Taupunkt.
Datum und Zeit: 26. September, 18 Uhr (!!!!)
Wenigstens machen die Modelle ein bisschen Hoffnung, dass dieser verfluchte Scheißdreck nach dem nächsten Aufwölben am 01.10. zu Ende geht. Ich will bei meinem Eifelurlaub wenigstens 2 Tage einigermaßen normale Herbsttemperaturen haben, verdammt noch mal!!
Aber gerade GFS zeigt immer wieder neue Hitzeblähungen im GKB. Dieser perverse Rotz macht nur noch krank
Was mir in den letzten Wochen besonders aufgefallen ist, ist die Häufung von wolkenlosen Tagen, nicht einmal über den Nordalpen zeigte sich ein kleines Wölkchen. 😳
Heute mal ganz früh, da ich gleich zur Arbeit fahre: Aktuell bei mir 17 Grad Lufttemperatur und 14 Grad Taupunkt, in einigen anderen Kreisen NRWs sind es lt. Kachelmann noch 20 Grad Lufttemperatur, d.h. also es könnte dort noch eine Tropennacht werden und das am 28. September (!!!).
Dazu fällt einem wirklich nix mehr ein, das ist einfach so was von gaga
Überschrift Heute morgen auf dem Wetterkanal Kachelmann "Es nimmt einfach kein Ende" Das sagt Alles😱😱😱 Heute ist es endlich mal bewölkt und etwas kühler.
Ich denke man kann mit aller Wahrscheinlichkeit sagen, dass der Herbst in diesem Jahr abgesagt ist. Was im "Winter" kommt, darüber will ich momentan nicht nachdenken...
Ich habe vorsorglich mal die Zeitreihen der fortlaufenden Mitteltemperatur für den deutschen Oktober (links) und den gesamten Herbst (rechts) rausgekramt und am Schluss die jeweiligen Rekorde seit Messbeginn eingezeichnet. Einfach für den Fall dass sich das seit Ende August immer wieder regenerierende Muster des quasi-stationären Tiefdruckkomplex von den Azoren bis Island mit der dadurch verbundenen Aufkeilung des Hitzehochs über Mitteleuropa noch lange gnadenlos weiter hinziehen sollte.
(c) mtwetter.de
Wie von anderen bereits geschrieben ist die erste Oktoberhälfte bereits geschreddert. Der Blick in die spekulative Glaskugel der illusionären Erlösungshoffnung für die zweite Oktoberhälfte würde eher Anzeichen von Tiefdruck über Mitteleuropa zeigen (links) und wieder vermehrt Anzeichen von neutralen T-Abweichungen für die letzte Oktoberwoche (rechts).
(c) ECMWF
Aber an diese Glaskugel mag man irgendwie nicht wirklich so recht glauben. Zu dominant ist das aktuelle Muster der Grosswetterlage. Zudem zeigt das neueste Update von CanSIPS (kanadisches Langfristmodell) von heute für Oktober eine irre Weiterführung des bisherigen September-Signals an.
(c) tropicaltidbits.com
Insgesamt totale Fehlanzeige für ernstzunehmende Anzeichen für Herbst. Was für ein unterträglicher Dreck. Unter diesen Umständen würde ich es schon als Erfolg erachten wenn der Oktoberrekord von letztem Jahr nicht wieder gebrochen würde...
Das Einzige, was man ein wenig spürt, sind die kürzer werdenden Tage. Jeden Tag in der Früh nach dem Aufstehen muss ich mir die Frage stellen, welcher Tag heute ist.
Erster Gedanke nach dem Aufstehen: Oh nein, nicht schon wieder dieser ewig gleiche Schrott. Ich stelle mir da einen Misthaufen bei einem Bauernhof vor, nach dem Motto, jeder Tag ist der gleiche Schwachsinn am Dampfen. Durch den Verrottungsprozess wird dabei Wärme nach außen abgegeben und sorgt so für neue Temperaturrekorde.
Wir können also mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass der Oktober das Werk des Septembers problemlos fortsetzen wird.
Die Meteorologen können getrost in den Urlaub gehen. Es genügt, wenn sie einen gemittelten Lauf hernehmen und so stehen lassen, es bleibt alles beim Alten. Das Datum ist beliebig einsetzbar.
Ich fürchte, ich werde langsam reif für einen Seelendoktor ...
Für das nächste Wochenende deutet sich der nächste Wärmebuckel an, der wievielte heuer ist das? Ich zähle da nicht mehr mit.
Ja es ist krank was da draußen abgeht. Die ganze Welt in der Hitzehölle und kein Ende in Sicht. Dürre statt Herbstnässe, Windstille statt Stürme, Hitzw statt Kuhle, blauer Himmel, statt Grau in Grau. Man glaubt echt, man ist im falschen Film, auf einem fremden Stern, der nur eine Jahreszeit hat. Wann endet dieser Horror???